Der Preis ist heiß!

Bei lang andauernden Transporten stehen die Tiere unter immensen Stress.

Woher kommt mein Schwein? – “Regional” ist nicht geschützt –

Lippe. (VaSt) In Lippe lebt man ländlich. Es gibt den Handel in der Nähe, viele Produkte können daher als typisch regionales Produkt bezeichnet werden. Aber was bringt das und ist es überhaupt möglich der Herkunft auf den Grund zu gehen? Ist es nicht egal woher das Schwein kommt, wie es aufgewachsen ist und unter welchen Umständen es transportiert worden? Hauptsache ist doch, dass es so gut wie nichts kostet, oder?

Über 160 Millionen Tiere wurden letztes Jahr für die Produktion von Fleischprodukten geschlachtet. Jeder Deutsche isst pro Jahr im Schnitt 60 kg Fleisch. Plus noch einmal 54 kg an weiteren tierischen Produkten wie wie Vollmilch, Sahne und Käse. Seit der Nachkriegszeit ist der Hunger besonders auf Fleisch stetig gewachsen. Die Preise hingegen gehen schon seit Jahren immer weiter in den Keller. Aufgrund der dauernd wachsenden Nachfrage nach billigem Fleisch sinkt aber auch die Qualität beständig. Tiere werden dafür unter teilweise extrem schlechten Bedingungen gehalten. Immer wieder wird von schlimmen Verhältnissen berichtet. Widerlicher Bilder gehen über den Bildschirm. Schweine werden oft miserabel und respektlos untergebracht. Auf den Spaltböden in den Ställen gibt es keine Möglichkeit zum Buddeln und schnüffeln. Die Ringelschwänze werden kupiert. Dies ist bis zu vier Tage nach der Geburt legal und darf auch ohne Betäubung durchgeführt werden. Tut ja angeblich nicht weh. Das Abschneiden soll in den beengten Verhältnissen bei der Schweinemast dem drohenden Kannibalismus unter den Tieren vorbeugen.

Bei lang andauernden Transporten stehen die Tiere unter immensen Stress. Die Versorgung mit Nahrung ist dabei oft unzureichend. Viele Tiere sehen auf den Transporten ohnehin zum ersten und letzten Mal das Tageslicht. Aber nicht nur den Schweinen geht’s dreckig. Auch die Menschen, die in diesem Industriezweig arbeiten, haben oft ein sehr schlechtes auskommen bei einer sehr belastenden Arbeit. Mit Scheinselbstständigkeit und Werkverträgen wird gern der gesetzliche Mindestlohn umgangen.

Schätzungen zufolge wurden in den letzten Jahren mehr als die Hälfte der Fleisch und Wurstwaren über die Discounter vermarktet, beim gesamten Schweinefleisch sind es mehr als drei viertel die bei Supermärkten und Diskounter per Sonderangebot über die Kasse gehen. Die vier größten Handelsunternehmen haben einen erheblichen Einfluss auf die Preisentwicklung von Fleisch. Besonders beim Schweinefleisch erhalten die Erzeuger oftmals einen Preis, der die Kosten der Aufzucht nicht deckt. Die Bauern können sich nicht wehren und müssen an allen Enden sparen. So wird die schlechte Haltung der Tiere notgedrungen begünstigt.

Um den Tieren das unnötige Leiden durch die langen Transporte zu ersparen, kann der Verbraucher versuchen auf regionale Produkte zurückzugreifen. Eine verbesserte Haltung garantiert aber auch das nicht. Zudem ist der Begriff “Regional” gesetzlich nicht geschützt. Jeder darf das, was er als eine Region ansieht, selber definieren. Dies ist oft bei Discountern und Supermärkten der Fall. Das ergaben Proben der Verbraucherzentralen. Fleisch und Wurst liegen fix und fertig verpackt in den Kühltruhen. Zwar kann man über Produktcodes auf Verpackungen den zuliefernden Betrieb über die Website des Bundesamtes für Verbraucherschutz ermitteln, die dort gelisteten Informationen sind aber dürftig. Man erfährt, wo die Produkte verarbeitet und verpackt wurden. Woher aber das Fleisch aber eigentlich kommt, wird nicht verraten.

Geht man im Supermarkt an die Frisch – Fleischtheke, kann die Verkäuferin vielleicht Auskunft über die Herkunft des Fleisches geben. Bei den kleineren, örtlichen Metzgereien wissen die Mitarbeiter meist schon mehr und können auch genauere Angaben machen. In Lippe gibt es 15 Betriebe, die Fleisch oder Gemüse selber über einen Hofladen verkaufen. Hier stehen die Chancen gut, dass die Tiere auch nah vor Ort aufgezogen wurden. Dennoch sollte man auch hier immer nachfragen. Wer es genau wissen will sollte sich im Zweifelsfall die Tierhaltung zeigen lassen.

Auf den heimischen Wochenmärkten werden hauptsächlich Frischeprodukte ader lippischen Region angboten.

Es gibt zurzeit zwei lippische Organisationen, die sich der Förderung der regionalen Produktion verschrieben haben. Aber auch da muss der Verbraucher genau hinsehen und sollte sich nicht alleine auf die Optik des Labels verlassen. Der Verein “Lippe Qualität” garantiert, dass die Zertifizierten Betriebe Tatsächlich nur Fleisch von Tieren verarbeiten die in Lippe oder einer direkt angrenzenden Kommune aufgewachsen sind. Jungtiere und Pflanzen, die es in Lippe nicht zu kaufen gibt, dürfen zugekauft werden. Die Tierwohl-Richtlinien sind strikt. Die Tiere werden auf Stroh gehalten, haben Bewegungsfreiheit, Auslauf und müssen keine Verstümmelungen erdulden. „Tiere die bei Lippe Qualität gehandelt werden, haben nie die Autobahn gesehen”, sagte Lippequalität Vorsitzender Günter Puzberg im Gespräch. Zudem hat der Verein weitere feste Regularien wie Fütterung der Tiere ohne gentechnisch veränderte Erzeugnisse für seine Mitglieder festgelegt. Auch andere von den Mitgliedern angebotene Waren wie unverarbeitetes Obst und Gemüse müssen von lippischen Feldern stammen. Bei verarbeiteten Lebensmitteln muss der Hauptbestandteil in Lippe angebaut und verarbeitet worden sein.

Ein Optisch ähnlich daherkommendes Label ist “Natürlich aus Lippe”. Hierbei handelt es sich aber um eine Marke unter der verschiedene in Lippe ansässige Betriebe Waren vermarkten. Auch hier soll Regionalität gefördert werden. Auf der Website erfährt man teilnehmende Betriebe. Die genauen Richtlinien sind aber nicht zu sehen. Auf eine Gesprächsanfrage für die Wochenschau reagierte “Natürlich aus Lippe” nicht. Kein Kommentar.

„Das war eine Gruppe von ehemals drei bis vier Betrieben, die sich von Lippequalität losgesagt haben, weil sie die Fütterung mit gentechnisch verändertem Soja beibehalten wollten”, erklärt Günter Puzberg das Entstehen der konkurrierenden Marke. Für seinen eigenen Verein wünscht sich Puzberg in Zukunft noch weitere Zusammenarbeiten mit lippischen Betrieben. Hier würde er gern Lücken schließen, denn die Marke ist noch nicht in allen Orten in Lippe erhältlich. “Es gibt noch viele Betriebe, die mitmachen könnte”, so Puzberg. 

Regional ist aber nicht in jedem Fall eine Garantie. Auch hier gibt es viel Schlupflöcher, um den Gewinn auf Kosten von Tieren, Erzeugern und Verbrauchern zu maximieren.  Regional 
bezeichnete Produkte sind in der Regel teurerer. Das schafft Anreize um einen höheren Preis darstellen zu können.

Wer wirklich sicher gehen will, muss Fragen stellen und sich mit den Produkten und Betrieben auseinander setzten. Oft findet sich ein vertrauenswürdiges Geschäft in der Nähe. Sollte das tatsächlich regionale Fleisch dann doch zu teuer erscheinen, sollte man bedenken, ob weniger nicht manchmal mehr ist. Die Verbraucherzentralen halten 300g bis 600g Fleisch in der Woche für völlig ausreichend. Das entspricht 15 bis 31 kg im Jahr und nicht 60 kg.

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