Sternheim-Preis geht an den Verein „Stolpersteine und Frenkel-Haus in Lemgo“

Bildquelle: Alte Hansestadt Lemgo
(von links) Bürgermeister Markus Baier, vom Verein „Stolpersteine und Frenkel-Haus in Lemgo“ Liesel Kochsiek-Jacobfeuerborn, Susanne Dorn, Detlef Höltke, Andi Wolff und Anette Paschke-Lehmann sowie Klaus Drücker (Vorstandsvorsitzender Sparkasse Lemgo) und Peter Roski (Grüne Lemgo) bei der Verleihung des Sternheim-Preises.

Lemgo. Der Verein „Stolpersteine und Frenkel-Haus in Lemgo“ hat den diesjährigen Sternheim-Preis für ehrenamtliches Engagement erhalten. Die Auszeichnung im „Freiraum“ des Weserrenaissance-Museums stand sehr unter dem Eindruck aktueller Ereignisse: Bei der feierlichen Verleihung betonten alle Redner, dass die Arbeit dieses Vereins gerade in der heutigen Zeit wichtig sei.
Seit 15 Jahren gibt es die Gruppe, die sich der Förderung des Andenkens an Verfolgte des Nazi-Regimes verschrieben hat. Auch Toleranz und der Dialog mit Minderheiten sind Ziele des Vereins. Dafür sollen vor allem junge Menschen angesprochen werden. Der Verein arbeitet dafür mit der Karla-Raveh-Gesamtschule, der Realschule und der Jugendfeuerwehr zusammen. Die Mitglieder unterstützen die Arbeit der Gedenkstätte Frenkel-Haus und die Verlegung und Pflege von Stolpersteinen vor Häusern, in denen Menschen gelebt haben, die der Verfolgung durch die Nazis im Dritten Reich zum Opfer gefallen sind. Die Messingplatten mit persönlichen Daten der Opfer machen das Geschehen dieser Zeit konkret und sind eine Maßnahme gegen das Vergessen. 53 Stolpersteine konnten mit Hilfe des Vereins in Lemgo bisher verlegt werden, weitere sind geplant.

1.500 Euro Preisgeld

Im jährlichen Wechsel verleiht die Alte Hansestadt Lemgo den Sternheim-Preis und die Sternheimnadel im Gedenken an den Lemgoer Adolf Sternheim, der auch nach Verfolgung und Gefangenschaft in der NS-Zeit sozial engagiert war. Zur Preisverleihung waren neben den Vereinsmitgliedern auch Vertreter der Lemgoer Politik und wichtiger Institutionen gekommen – und auch verschiedene religiöse Einrichtungen waren vertreten, unter anderem die islamische Gemeinde. Bürgermeister Markus Baier würdigte dies und auch die Arbeit des Vereins im Hinblick auf vermehrten Antisemitismus in der Welt als „ein Zeichen, dass wir in Lemgo das Thema anders angehen als manche andere.“
Klaus Drücker, Vorsitzender des Vorstandes der Sparkasse Lemgo, hatte den Geldpreis mitgebracht: gibt es mit dem Sternheim-Preis für den Verein. Ein Beitrag für die ehrenamtliche Arbeit, aber: „Ihr Engagement, Ihre Hingabe, Ihre Zeit ist unbezahlbar“, betonte Klaus Drücker. Jörg Düning-Gast, Verbandsvorsteher des Landesverbands Lippe, begrüßte alle in den historischen Räumen des Braker Schlosses. „Der Verein Stolpersteine und Frenkel-Haus zeigt, dass es möglich ist, Geschichte nicht nur zu bewahren, sondern sie zu einem Appell an die Gegenwart zu machen.“
Der Vorschlag, dass der Verein „Stolpersteine und Frenkel-Haus in Lemgo“ die Auszeichnung erhalten sollte, kam von den Lemgoer Grünen. Peter Roski hatte für seine Partei die Laudatio übernommen und knüpfte an eine Filmvorführung mit Interviews mit der Holocaust-Überlebenden Karla Raveh an. Sie hatte sich bis zu ihrem Tod für Versöhnung und Erinnerung eingesetzt. „Was Karla Raveh vorlebte, wird von dem Verein fortgesetzt.“
In seiner Danksagung hob Detlef Höltke vom Verein „Stolpersteine und Frenkel-Haus“ noch einmal besonders die Bedeutung der Steine hervor, die auch für Nachkommen der Opfer wichtige Orte des Gedenkens seien – denn Gräber gebe es nicht. „Die Stolpersteine erinnern an individuelle Schicksale und geben den Opfern ihre Namen zurück“, sagte er. Außerdem mahnten sie auch für die Gegenwart, denn: „Die Deportierten waren Nachbarn und Freunde“ – und das sei bei Verfolgungen in unserer Zeit nicht anders.
Den musikalischen Rahmen gestaltete Mario Huelsmann von der Musikschule Lemgo auf der Laute. Im Anschluss an die Preisverleihung waren alle Gäste eingeladen, die Ausstellung „Alles außer irdisch. Sternstunden der Astronomie“ im Weserrenaissance-Museum zu besuchen.

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