160 Projekte mit 7,5 Millionen Euro gefördert –
Paderborn. Ob Armutsscouts im Wohnviertel, Finanzcoaching für Berufsschüler oder Physiotraining für Langzeitarbeitslose: Wenn es um die Bekämpfung von Armut und gesellschaftlicher Ausgrenzung geht, mangelt es nicht an guten Ideen. Das Problem: Solche kreativen und innovativen Ansätze sind für Wohlfahrtsverbände kaum finanzierbar. Öffentliche oder private Förderprogramme sind oft zu kompliziert und mit besonderen Bedingungen verknüpft.
Das Erzbistum Paderborn geht hier einen anderen, inzwischen auch bundesweit beachteten Weg. Vor fünf Jahren wurde der Sonderfonds für spezifisch armutsorientierte Dienste ins Leben gerufen. Insgesamt über acht Millionen Euro an Kirchensteuermitteln sind seitdem in den Fonds eingeflossen. „Die Option der Kirche für die Armen darf kein bloßes Lippenbekenntnis sein“, begründet Erzbischof Hans-Josef Becker das finanzielle Engagement des Erzbistums. Der Fonds möchte es interessierten kirchlich-caritativen Trägern so leicht wie möglich machen, Mittel für armutsorientierte Projekte abzurufen. Auf „Antragslyrik“ und umfangreiche Förderrichtlinien wird bewusst verzichtet. „Die Bistumsleitung schenkt großes Vertrauen und fördert die Kreativität von Projektträgern“, betont Christoph Eikenbusch vom Diözesan-Caritasverband. Eine Vergabekonferenz entscheidet über die Anträge, sichert die ordnungsgemäße Verwendung der Finanzmittel. Projektträger werden außerdem mit Workshops zur Armutsbekämpfung begleitet.
Dass dieses Konzept effektiv ist, wird inzwischen deutlich sichtbar: 160 Projekte sind bistumsweit an den Start gegangen, gefördert mit rund 7,5 Millionen Euro. Die Bandbreite reicht von der Bekämpfung akuter Notlagen über Armutsprävention bis hin zur sozialpolitischen Intervention, die sich für grundlegende Veränderungen im Sozialstaat einsetzt. Welche Kreise eine solche Förderung ziehen kann, zeigt ein Beispiel aus dem Kreis Gütersloh. Dort hatte sich ein Runder Tisch aus Caritasverband, Kirchengemeinden und Gewerkschaften gebildet, um die gesellschaftliche Teilhabe von ausländischen Werkvertragsarbeitern in der Fleischindustrie zu verbessern. Mithilfe des Sonderfonds konnte ein spezielles Beratungsangebot für die Betroffenen finanziert werden. Doch dabei blieb es nicht. Eikenbusch: „Politik und Gesellschaft sind für die Nöte dieser Menschen inzwischen so sensibel geworden, dass einige Kommunen und auch das Land NRW zusätzliche Beratungsstellen einrichten werden.“