TBV verliert „erhobenen Hauptes“ beim Deutschen Meister

Die große Überraschung beim amtierenden Deutschen Meister ist ausgeblieben. Beim THW Kiel musste sich der TBV Lemgo Lippe nach großem Kampf am Sonntagnachmittag letztendlich geschlagen geben. In der Kieler Wunderino Arena unterlag das Team von TBV-Trainer Florian Kehrmann am 10. Spieltag der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga mit 29:33 (14:16).

Urh Kastelic und der TBV mussten eine Niedelrage beim Deutschen Meister hinnehmen.


Vor dem Spiel: Schlechte Nachrichten gab es im Vorfeld der Begegnung. Frederik Simak fehlte bereits unter der Woche krankheitsbedingt beim Training und war für das Spiel gegen den THW Kiel nicht rechtzeitig wieder fit geworden. Für den Lemgoer Abwehrchef rückte Oleksii Tomashevskyi in den TBV-Kader. Mit Samuel Zehnder, Tim Suton, Lukas Hutecek, Jan Brosch, Niels Versteijnen, Lukas Zerbe und Urh Kastelic vertraute TBV-Trainer Florian Kehrmann ansonsten der Mannschaft der Vorwoche.
Zum Spiel: Dass es extrem schwierig werden würde, den Auswärtserfolg aus dem Vorjahr zu wiederholen, war allen TBV-Verantwortlichen bereits vor dem Spiel bewusst. Doch die Lemgoer Handballer schlugen sich in der Anfangsphase wacker und präsentierten sich vor 10.285 Fans in der Kieler Wunderino Arena auf Augenhöhe mit dem amtierenden Meister. Auch weil dem THW der große Druck von bereits acht Minuspunkten anzumerken war. Der TBV spielte sich geduldig seine Möglichkeiten heraus, fand seinen Meister in der Anfangsphase jedoch zu häufig in THW-Keeper Tomas Mrkva. Da auch die Kieler sich den ein oder anderen technischen Fehler leisteten, konnte Hutecek nach 17 Minuten zum bis dato verdienten 9:9-Zwischenstand einnetzen. Doch innerhalb von 5 Minuten brachte sich der TBV noch vor der Halbzeit ins Hintertreffen. THW-Rechtsaußen Sven Ehrig vollendete mit seinem Treffer zum 11:15 (25.) einen 5:1-Lauf der Zebras. Durch einen Treffer von Versteijnen kämpften sich die Lipper jedoch noch vor dem Pausentee auf 14:16 (29.) zurück. Auch weil Finn Zecher, welcher zuvor für den glücklosen Kastelic ins Spiel gekommen war, seinem Ruf als „Kiel-Schreck“ zunächst alle Ehre machte und sich mit drei Paraden in die Begegnung einfügte. Mit zwei Toren Rückstand und dem Gefühl, Punkte beim THW entführen zu können, ging es in die Kabinen.


Zu Beginn des zweiten Abschnitts erwischten der TBV zunächst einen guten Start, knabberte mit zwei Treffern von Hutecek weiter am Rückstand (16:17, 33.). Doch statt des Turnarounds folgte die kalte Dusche. Mit einem 6:1-Lauf zogen die Kieler bis zur 38. Minute auf 17:22 davon, nutzten in dieser Phase die technischen Fehler und Lemgoer Fehlwürfe eiskalt aus. Wer nun dachte, dass der Kampfgeist der Lemgoer Spieler gebrochen sei, sollte sich geirrt haben. Denn der TBV versuchte weiter alles, um den Meister vor heimischer Kulisse noch einmal ins Wanken zu bringen, agierte u.a. mit Suton als zweitem Kreisläufer. Dieser verkürzte zehn Minuten vor dem Ende vom Kreis noch einmal auf drei Tore (24:27, 50.). Doch als schließlich Zehnder per Siebenmeter am Kieler Keeper Bellahcene scheiterte und Karl Wallinius im Gegenzug den Ball erneut aus dem Rückraum zum 24:29 (52.) in die Lemgoer Maschen schweißte, war die Vorentscheidung gefallen. Mit einem 3:0-Lauf zum Ende des Spiels unterstrichen die TBV-Handballer noch einmal ihr unermüdliches Bemühen, konnten jedoch nur noch Ergebniskorrektur betreiben. Bester Werfer bei der 29:33-Niederlage war mit 7/2 Treffern Lemgos Linksaußen Zehnder. Für den THW traf Niclas Ekberg sechsmal.


Während der THW Kiel sich durch den Sieg zunächst vom unteren Tabellenmittelfeld distanziert und mit 10:8-Punkten weiter theoretische Chancen im Meisterrennen wahrt, kann der TBV vorerst keinen Boden gut machen und rutscht zumindest bis Donnerstag auf den 17. Tabellenplatz ab. Beim Heimspiel gegen den TVB Stuttgart (26.10., 19 Uhr) haben die Lipper in vier Tagen jedoch bereits die nächste Möglichkeit Punkte zu sammeln. Tickets für die Begegnung in der Phoenix Contact-Arena sind weiterhin an allen bekannten Vorverkaufsstellen sowie im Online-Ticketshop erhältlich.


Die Stimme zum Spiel von Florian Kehrmann: „Glückwunsch an den THW zum Sieg! Wir haben in den ersten 20 Minuten stark dagegengehalten, konnten hinten Bälle erzwingen und haben vorne geduldig auf unsere Chance gewartet. Leider mussten wir die letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit viel in Unterzahl agieren, was der THW genutzt hat, um davonzuziehen. Wenn man erstmal drei-vier Tore in Rückstand ist, ist es gegen diesen Gegner, vor dieser Kulisse unfassbar schwer, dranzubleiben und zurückzukommen. Dennoch ist uns dies zum Start der zweiten Halbzeit gelungen. Mit einigen unnötigen Fehlern haben wir uns diese Arbeit jedoch wieder weggeworfen. Das darf uns nicht passieren. Beim 24:27 konnten wir dann noch ein letztes Mal an einer Überraschung riechen, haben aber nie das Momentum auf unsere Seite holen können. Nichtsdestotrotz bin ich mit der Leistung meines Teams zufrieden. Wir haben vieles von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. In Kiel muss allerdings alles klappen – das hat es heute nicht. Wir fahren jedoch erhobenen Hauptes zurück nach Lemgo und spielen am Donnerstag bereits das nächste Spiel.“


Tore für den TBV Lemgo Lippe: Zecher (6 Paraden), Kastelic (1 Parade); Hutecek (3), Theilinger, Zehnder (7/2), Brosch (2), Laerke (2), Tomashevskyi, Schagen, Carstensen, Suton (5), Zerbe (5/1), Versteijnen (5), Houtepen, Petrovsky (0).


Tore für den THW Kiel: Mrkva (10 Paraden), Bellahcene (2 Paraden); Ehrig (1), Duvnjak (5), Reinkind (3), Landin, Overby (1), Ekberg (6/3), Johansson, Dahmke (3), Gurbindo (1), Wallinius (5), Bilyk (3), Pekeler (2), Skipagotu

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