In Flensburg geht dem TBV zu früh das Zielwasser aus

Nach der Niederlage gegen Berlin mussten TBV-Trainer Florian Kehrmann und sein Team auch eine Niederlage in Flensburg hinnehmen.

Flensburg, 19. Dezember 2023. Auch der TBV Lemgo Lippe hat die Flensburger Heimserie nicht stoppen können: Weil die Lipper beim 29:34 (13:17) zum Teil klarste Chancen liegenlassen, geraten sie gegen abgeklärte Hausherren in der zweiten Hälfte zu weit ins Hintertreffen, um dem Meisterschaftsanwärter in der Schlussphase noch einmal ernsthaft gefährlich werden zu können.


Zum Spiel: Bobby Schagen, Leve Carstensen und Emil Buhl Laerke rotierten in Lemgos offensive Anfangssieben, die vor 5802 Zuschauern in der Campushalle gut ins Spiel fand. Die Hausherren gingen mit einem schnörkellos vorgetragenen Angriff zwar durch Spielmacher Jim Gottfridsson flink in Führung. Doch der TBV drehte den Spieß nach vier Minuten um: Erst hatte Frederik Simak als letzte Instanz den Gegenstoß vollendet, dann Teitus Einarsson im Gegenzug nur den Pfosten getroffen. Während Flensburg über die Schnelle Mitte um kurzweilige Angriffsvorträge bemüht war, ließ es der TBV aus dem Positionsangriff heraus gewohntermaßen etwas geduldiger angehen. Einen auf den Punkt gespielten Angriff belohnte Leos Petrovsky schließlich mit der 2:1-Führung.


Es kam noch besser: Urh Kastelic, der seine starke Form aus dem Berlin-Spiel an diesem Abend zu bestätigen wusste, entschärfte erst mit einer Glanztat den Siebenmeter von Emil Jacobsen, und Emil Buhl Laerke ließ das Flensburger Publikum mit seinem Treffer zum 3:1 kurzerhand verstummen. Doch es geriet Sand ins Lemgoer Getriebe, Hundertprozentige blieben ungenutzt – und Flensburg holte im Eilverfahren auf. Einarsson vollendete einen 5:0-Lauf zum 3:6. Dem TBV unterliefen in dieser Phase zu viele technische Fehler, hinten ließ man ein ums andere Mal Rückzug und Zugriff vermissen. Als Flensburgs Rückraumschütze Lasse Möller, dem bis hierhin so gut wie alles gelang, mit seinem fünften Treffer auf 6:12 erhöhte, mussten die Lipper aufpassen, dass ihnen das Spiel früh nicht völlig entglitt.


Umso bemerkenswerter fiel die Reaktion des TBV aus: Nach dem eingewechselten Jan Brosch traf auch Leve Carstensen bei seiner Rückkehr in die Heimat zum ersten Mal an diesem Abend ins Schwarze (8:12). Auch Emil Buhl Laerke brachte sich immer wieder gut in Position. Die erste Zeitstrafe der Partie sah Jörgensen nach einem Griff in den Wurfarm von Lukas Hutecek, der zwischenzeitlich für Tim Suton (Ellbogen ins Gesicht bekommen) eingewechselt worden war. Den fälligen Strafwurf verwandelte Samuel Zehnder (10:13), dann war Kastelic gegen Johannes Golla zur Stelle – und Hutecek behielt die Ruhe und
traf ins verwaiste Flensburger Tor zum 11:13. Lemgo hatte sich zurückgekämpft – und war nach Kastelic‘ starker Parade gegen Aksel Horgen auf dem Weg zum Anschluss. Trotz weiterer Paraden des Lemgoer Keepers – insgesamt waren es acht in Durchgang eins – setzte sich der Favorit wieder ab. Gottfridssons dritter Treffer markierte den 13:17- Pausenstand.


Mit Bobby Schagen im rechten Rückraum, Lukas Zerbe als Rechtsaußen und Frederik Simak als zweiten Kreisläufer schaltete der TBV nach dem Seitenwechsel konsequent ins Sieben-gegen-Sechs, um noch einmal in Schlagdistanz zu kommen. Beim Stand von 17:20 sah’s kurz danach, als ob die Gäste den Titelkandidaten noch ins Wanken bringen könnten. Doch die Norddeutschen waren dem TBV an diesem Abend oft den entscheidenden Schritt voraus, überrumpelten die Lemgoer Deckung nach Fehlern und
hielten so ihr komfortables Polster mit einfachen Toren aufrecht. Trotzdem gaben sich die Lipper nicht geschlagen, verteidigten leidenschaftlich probierten es auch nach Horgens wiederholtem Gegenstoß zum 17:23 (38.) wieder und wieder.


Frederik Simak, der all seine vier Versuche verwertete, verkürzte per Doppelpack nach 40 Minuten auf 19:23, ehe er kurz darauf mit einer Platzwunde am Kinn – Flensburgs Abwehrhüne Blaz Blagotinsek hatte ihn unabsichtlich im Gesicht getroffen – in der Kabine genäht wurde, in der Schlussphase jedoch schon wieder mitwirken konnte. Sonderlich spannend gestalteten sich die letzten Minuten allerdings nicht mehr, denn auch der eingewechselte Benjamin Buric im Flensburger Tor erwischte einen guten Tag, sodass sich der TBV recht früh mit dem Gedanken anfreunden musste, dass die Trauben in der Flensburger Campushalle einmal mehr zu hoch hingen. Den Schlussstrich unter eine Partie, die trotz der frühzeitigen Entscheidung noch guten Unterhaltungswert bot, zog schließlich Niels Versteijnen mit seinem Tor zum 29:34.


Die Stimme zum Spiel von Florian Kehrmann: „Der Sieg ist verdient. Wir sind gut ins Spiel gekommen, machen dann aber einfache Fehler und geben Flensburg direkt diese Sicherheit, die sie dann zu Hause unglaublich gut ausspielen. Sie kommen über eine sehr kompakte Abwehr, gegen die wir uns schwergetan haben. Trotzdem haben wir das ganze Spiel über gut Angriff gespielt. Aber wir haben heute leider zwölf oder 13 völlig freie Bälle verworfen, das ist einfach viel zu viel gegen so eine Topmannschaft. Wenn wir uns diese Chancen mit viel Aufwand erarbeiten, müssen wir diese auch öfter reinwerfen. Wir haben trotzdem weiter leidenschaftlich verteidigt, es auch insgesamt über weite Strecken gut gemacht. Und trotzdem hat uns die SG heute nie richtig ins Spiel kommen lassen. Immer dann, wenn es notwendig war, konnten sie einen Gang hochschalten. Jetzt wollen wir vor Weihnachten noch einmal alle Kräfte mobilisieren, und dann freuen wir uns gegen den HSV Hamburg auf eine volle Halle in Lemgo.“


TBV Lemgo Lippe: Zecher, Kastelic (12/1 Paraden); Hutecek (5), Theilinger, Zehnder (2/2), Brosch (1), Simak (4), Laerke (6), Schagen (3), Carstensen (2), Suton, Zerbe, Versteijnen (2), Houtepen (1), Petrovsky (3)

SG Flensburg-Handewitt: Buric (7 Paraden, 1 Tor), K. Möller (9 Paraden); Pytlick (2), Golla (4), Einarsson (7), Mensah (2), Gottfridsson (3), Jorgensen (3), Hansen (1), Horgen (2), Pedersen, Jakobsen (1), Blagotinsek, Kjaer Möller (8

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