Tipps und Infos zum Glasfaserausbau im Kreis Lippe

Warnung vor aufdringlichen Haustürvertreter

Ein echter Glasfaseranschluss geht bis in die Wohnung und trägt den Namen „Fiber to the home“ („FTTH“, deutsch: „Glasfaser nach Hause“) Copyright: © VZ NRW/adpic

Lippe. Deutschland hinkt beim Breitbandausbau hinterher. In NRW verfügen bislang nur rund 30 Prozent der Haushalte über einen Glasfaseranschluss. Das ändert sich gerade, da aktuell verstärkt in vielen Städten und Gemeinden ausgebaut wird. Wer jeweils in der eigenen Straße ausbaut, darüber können sich Verbraucher zum Beispiel beim Kompetenzzentrum Gigabit.NRW oder beim zuständigen Breitbandbeauftragten des Kreises Lippe informieren, erläutert Brigitte Dörhöfer, Leiterin der Beratungsstelle im Kreis Lippe. Sie gibt Tipps, worauf Verbraucher beim Glasfaseranschluss achten sollten.

Ist ein Glasfaseranschluss überhaupt sinnvoll?

Viele Verbraucher fragen sich, warum sie überhaupt einen Glasfaseranschluss ins Haus legen lassen sollten. Fakt ist, dass der Bandbreitenbedarf im Laufe der Jahre stetig gewachsen ist. Während vor 20 Jahren noch 1 bis 2 MBit pro Sekunde vollkommen ausreichten, um E-Mails zu schreiben oder etwas zu recherchieren, benötigen heutige Anwendungen, wie zum Beispiel Streaming-Dienste oder Social-Media-Plattformen, eine deutlich höhere Bandbreite. Und dieser Trend setzt sich fort. Zukunftssicher sind daher nur Glasfaseranschlüsse. Wer die Möglichkeit hat, sich einen Anschluss kostengünstig ins Haus legen zu lassen, sollte dies tun. Ein späterer Entschluss führt oft zu höheren Kosten. Verbraucher sollten sich daher genau über die unterschiedlichen Kostenmodelle informieren.

Was ist ein „echter“ Glasfaseranschluss?

Nach den Erfahrungen der Verbraucherzentralen versuchen Vertriebsmitarbeiter von Kabelnetzunternehmen immer wieder, herkömmliche Kabelanschlüsse als „Glasfaser“ zu verkaufen. Hierbei verwenden sie häufig Marketingbegriffe wie „Kabel-Glasfaser“, „Koax-Glasfaser-Technologie“ oder auch „Gigabit-Anschluss“. Ein echter Glasfaseranschluss geht bis in die Wohnung und trägt den Namen „Fiber to the home“ („FTTH“, deutsch: „Glasfaser nach Hause“). Andere Angebote wie „Fiber to the curb“ („FTTC“, „bis an den Bordstein) oder „Fiber to the building“ („FTTB“, „bis in den Keller eines Gebäudes“) greifen auf den letzten Metern weiterhin auf Kupferkabel zurück, was die schnelle Glasfaser-Geschwindigkeit ausbremst.

In vielen lippischen Städten und Gemeinden wird derzeit das Glasfasernetz ausgebaut.

Was ist eine Ausbauquote?

Anbieter bauen sehr häufig nur dann aus, wenn ein gewisser Prozentsatz der Haushalte in einer Straße oder einem Wohnviertel entsprechende Verträge vor Beginn des Ausbaus abschließt. Wird die Quote nicht erreicht, so werden die Verträge meist storniert. Vor Vertragsschluss sollten Interessierte prüfen, wann die Mindestvertragslaufzeit beginnt, was passiert, wenn nicht ausgebaut wird oder der Beginn sich verzögert. Wird der Vertrag automatisch storniert oder nur für einen eventuell späteren Ausbau „auf Eis“ gelegt“? In diesem Fall sollte geprüft werden, ob man vom Vertrag zurücktreten kann, wenn endgültig klar ist, dass durch das Unternehmen ein Glasfaserausbau nicht oder zu einem verspäteten Zeitpunkt stattfinden wird.

Welcher Tarif ist für mich sinnvoll?

Anbieter werben meist mit hohen Bandbreiten im Download und Upload. Je nach den persönlichen Nutzungsgewohnheiten, kann der individuelle Bedarf stark variieren. Wer sich nicht sicher ist, welche Leistung benötigt wird, sollte beim Vertragsschluss im Zweifelsfall eher auf eine etwas niedrigere Bandbreite zurückgreifen. Wenn diese letztlich nicht ausreicht, lässt sich bei fast allen Anbietern eine Höherstufung (Upgrade) vornehmen – auch während der Vertragslaufzeit. Wer hingegen zu Beginn einen „überdimensionierten“ Tarif wählt, bekommt ein „Downgrade“ auf niedrigere Bandbreiten meist erst zum Ende der Mindestvertragslaufzeit. Vorsicht ist bei vermeintlichen Einheitspreisen für alle Bandbreiten geboten: Erst im Kleingedruckten wird klar, dass sich der Preis nach drei, sechs, neun oder zwölf Monaten deutlich erhöht.

Aufdringliche Haustürvertreter

Verbraucher berichten in Einzelfällen auch von aufdringlichen Vertretern, die sie an der Haustüre zu einem Vertragsschluss drängen wollen. Mitunter werden den Verbrauchern sogar glatte Lügen aufgetischt, zum Beispiel, dass das Internet ansonsten bald nicht mehr funktioniere, wenn man keinen neuen Vertrag schließe. Derartige Mitteilungen gibt einzig der aktuelle Anbieter in schriftlicher Form aus, aber keinesfalls an der Haustür. Wir empfehlen generell, sich nicht unter Druck setzen zu lassen. Besser ist es, sich ein Angebot nach dem Gespräch schriftlich zuschicken zu lassen, um in Ruhe die Vertragsbedingungen und Preise vergleichen zu können.

Kann ich meinen Glasfaser-Vertrag widerrufen oder kündigen?

Wurde der Vertrag an der Haustür, am Telefon oder im Internet geschlossen, haben Verbraucher grundsätzlich ein Widerrufsrecht von 14 Tagen. Dies gilt auch für Verkaufsaktionen zum Beispiel vor dem Supermarkt oder auf dem Marktplatz. Wurde der Vertrag hingegen im Ladengeschäft des Anbieters geschlossen, kann er nicht widerrufen werden. Ob eine Kündigung vor Beginn des Ausbaus möglich ist, hängt von den entsprechenden Kündigungsklauseln ab.

Weitere Informationen zum Thema hier

Informationsveranstaltung

Am 20.03.2024 um 18:30 Uhr bietet die Verbraucherzentrale einen Online-Vortrag zum Thema „Glasfaserausbau – alles andere als glasklar?“ an. Interessierte Bürger können via Zoom ohne vorherige Anmeldung über folgende Einwahldaten teilnehmen: Meeting-ID: 882 5274 8600 Kenncode: 372637 oder unter direktem Einwahllink

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