Konjunktur in Lippe trübt sich ein

Präsentierten den aktuellen Konjunkturlagebericht: IHK-Präsident Volker Steinbach (r.) mit IHK-Hauptgeschäftsführer Axel Martens und IHK-Geschäftsführerin Maria Klaas.

Wirtschaft schaltet einen Gang zurück –

Lippe. Die lippische Wirtschaft hat einen Gang zurückgeschaltet. Stimmung und Aussichten trüben sich ein. Nach einem noch guten Jahreseinstieg haben sich die Konjunkturerwartungen merklich abgekühlt. Die konjunkturelle Dynamik scheint nachzulassen. Diese Entwicklung hat zur Folge, dass der IHK-Konjunkturklimaindikator auf 103,2 Punkte gesunken ist.
„Der über dem Index von 100 liegende Wert zeigt jedoch, dass die lippische Wirtschaft insgesamt noch gut aufgestellt ist. Aber das Wachstum ist gering“, stellt Volker Steinbach, Präsident der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK Lippe) fest. Die Unwägbarkeiten der Weltwirtschaft hinterlassen auch in der heimischen Wirtschaft Spuren. Die Diskussion um den Brexit, Handelskonflikte, protektionistische Maßnahmen sowie Strafzölle schüren die Unsicherheit. „Und Unsicherheit ist Gift für die Wirtschaft“, ist das Fazit von Steinbach. Hinzukommen hausgemachte Probleme der Automobilindustrie, die sich in Lippe auf die Zulieferfirmen niederschlagen. „Umso wichtiger ist es jetzt, die Herausforderungen im Inland anzupacken“, fordert der IHK-Präsident. „Die Unternehmen geraten am Standort Deutschland wegen der Belastung mit Steuern und Bürokratie immer mehr unter Druck. Ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit leidet.“
Im Frühjahr dieses Jahres hatten noch vier von zehn Unternehmen die aktuelle Geschäftslage mit der Note „gut“ bewertet. Seit der Umfrage im Sommer 2017 hat sich dieser Anteil kontinuierlich verringert. Er liegt nun nur noch bei rund einem Drittel. Unverändert sind ein Achtel der Antwortenden unzufrieden. Es ist insbesondere die Industrie bei der sich die Stimmung weiter eingetrübt hat. Handels- und Dienstleistungsunternehmen melden gute Nachrichten.

Bemerkenswert ist der Einschnitt bei den Prognosen: Nur noch ein Siebtel blickt optimistisch in die Zukunft. Im Frühjahr war es noch ein Viertel. Der Anteil der Skeptiker ist von 19 Prozent auf 28 Prozent stark angestiegen. 26,4 Prozent der Antwortenden rechnet in den nächsten 12 Monaten mit einem Umsatzplus, im Frühjahr dieses Jahres waren es noch 38,4 Prozent. Bei drei von zehn Unternehmen werden die Erträge sinken. Die Digitalisierung bietet den heimischen Unternehmen die Möglichkeit, flexibel kundenspezifische Lösungen anzubieten, die mit internen Standards beherrschbar sind und dadurch im Kostenrahmen bleiben. Serviceorientierung rückt immer mehr in den Mittelpunkt der Geschäftspolitik. Durch Innovationen und die Markteinführung neuer Produkte sollen neue Kunden und neue Märkte erschlossen werden.
Die lippischen Unternehmen schauen sehr kritisch auf die zukünftige Entwicklung der Inlands- und Exportnachfrage, die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und die Arbeitskosten. Der Fachkräftebedarf rückt angesichts der konjunkturellen Entwicklung etwas in den Hintergrund.
Die Auftragsbestände sind rückläufig und die Auftragseingänge schwächeln, dennoch sind die Kapazitäten aktuell noch relativ gut ausgelastet. Der Anteil der Unternehmen, die im Vergleich zum Vorjahr gestiegene Umsätze melden, hat sich leicht reduziert. Immer mehr Betriebe informieren über ein Umsatzminus. Bei einer steigenden Anzahl von Unternehmen hat sich der Druck auf die Erträge durch Tarif- und Kostensteigerungen erhöht, die nur eingeschränkt an Kunden weitergegeben werden können. Dies ist mit ein Grund dafür, dass die Investitionsausgaben in diesem Jahr niedriger sind. Hinzukommt, dass mehrere – gerade große Unternehmen – umfangreiche Investitionen abgeschlossen haben und daher für die Zukunft „zwangsläufig“ eine niedrigere Investitionsneigung melden. Der Ersatzbedarf bleibt Investitionsmotiv Nummer eins, gefolgt von Rationalisierung. Investitionen für Innovationen bleiben unverändert im Fokus der Unternehmen. Und auch die Kapazitätsausweitung steht für einige auf dem Plan, denn nicht sämtliche Unternehmen leiden unter rückläufiger Nachfrage und Kapazitätsreserven.
Die Zahl der Beschäftigten ist im Vergleich zum Vorjahr entgegen den Erwartungen bei drei von zehn Unternehmen weiter gestiegen. In den nächsten zwölf Monaten will ein Siebtel zusätzliches Personal einstellen. Gut ein Vierteil wird vermutlich Arbeitsplätze reduzieren.
An der aktuellen Konjunkturumfrage beteiligten sich 215 Unternehmen mit knapp 19.000 Beschäftigten in Lippe. Diese Unternehmen gehören zu den Bereichen Industrie, Bau, Handel, Dienstleistung und Kreditgewerbe.

 

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