In der Herbstzeit werden Wildtiere auf den Straßen wieder verstärkt zur Gefahrenquelle. Besonders bei Dämmerung in den Morgen- und Abendstunden ist Vorsicht geboten, wenn Wildschwein, Reh und Co. unkontrolliert die Straße kreuzen. Bei einem Zusammenstoß können erhebliche Schäden verursacht werden. ATU-Jurist und Wild-Experte Moritz Nickl verrät, wie Autofahrer Wildunfälle vermeiden können.
Auf Verkehrszeichen achten
Insgesamt ereignen sich auf Deutschlands Straßen laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) jedes Jahr rund 300.000 Wildunfälle.[1] Besonders betroffene Streckenabschnitte wie Waldstücke oder unübersichtliche Feldränder sind deshalb zum Schutz von Mensch und Tier mit einem Verkehrszeichen versehen. Dieses signalisiert den Autofahrern erhöhte Aufmerksamkeit vor kreuzendem Wild.
Achtsam fahren
Um sicher durch Wildwechselgebiete zu kommen, muss das Fahrverhalten an den jeweiligen Streckenabschnitt angepasst werden“, weiß Experte Nickl. Dazu müssen Fahrer:innen ihre Geschwindigkeit reduzieren und stets bremsbereit bleiben – besonders, wenn sich am Straßenrand bereits ein Tier bemerkbar macht. Kann ein Zusammenstoß noch knapp verhindert werden, sollten Autofahrer:innen stärker abbremsen – vorausgesetzt, hinter ihnen befindet sich kein anderes Fahrzeug. Üblicherweise bleiben Wildtiere im Lichtkegel stehen. Daher muss abgeblendet werden, damit Wildschwein, Reh oder Dachs die Situation als gefährlich wahrnehmen und die Flucht ergreifen. Verstärkt werden kann dieser Effekt durch Hupen. Ist ein Zusammenstoß unvermeidbar, sollten Fahrer:innen keinesfalls ausweichen, sondern das Lenkrad gerade halten.
Ein Tier kommt selten allein
„Steht bereits ein Tier am Waldrand, sollten Autofahrer besonders umsichtig weiterfahren“, raten Experten. Die Gefahr, dass Nachzügler eines Rudels folgen, ist groß. Also: runter vom Gas, bremsbereit bleiben und die Umgebung beobachten.
Notbremsassistenten nicht für Wild-Erkennung optimiert
Seit 2022 besteht die Pflicht, dass in Neuwägen ein Notbremsassistent verbaut sein muss. Dieses Fahrassistenzsystem bremst das Fahrzeug in Gefahrensituationen selbstständig ab, um eine Kollision zu verhindern oder zumindest die Aufprallgeschwindigkeit zu reduzieren. Auch wenn diese Systeme noch nicht perfekt sind und nicht jeden Wildwechsel rechtzeitig erkennen, warnen sie die Fahrer in vielen Fällen und verhindern durch Bremsunterstützung größere Schäden.
Gut versichert sein zahlt sich aus
Wer dennoch einen Wildschaden hat, sollte am besten immer die Polizei verständigen. In den meisten Bundesländern besteht bei größeren Wildtieren sogar eine Meldepflicht. Aber auch beim Zusammenstoß mit kleineren Tieren sollte die Polizei informiert werden, da ansonsten ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz im Raum steht. Die geschädigte Person schildert dann am Telefon was passiert ist. Die Polizei benachrichtigt auch den Jagdpächter. Dieser kann dann eine Wildschadenbescheinigung für die Versicherung ausstellen. Wichtig: das angefahrene Wildtier darf nicht vom Unfallort entfernt werden, ansonsten droht eine Anzeige wegen Wilderei.
Den Schaden kann man über die Teil- oder Vollkaskoversicherung des Fahrzeugs regulieren lassen. „Die Teilkaskoversicherung ersetzt Schäden, die durch einen Zusammenstoß mit Haarwild, also Reh, Wildschwein, Fuchs oder Hase entstanden sind“, schildert Moritz Nickl. Kann der Versicherungsnehmer nicht nachweisen, dass der Schaden durch einen Wildunfall entstanden ist, greift die Vollkaskoversicherung. Bei Beanspruchung dieser müssen Versicherungsnehmer:innen jedoch mit einer Rückstufung in eine ungünstigere Schadenfreiheitsklasse rechnen. Nicht vergessen: Nach dem Unfall unbedingt eine Wildschadenbescheinigung der Polizei oder des Jägers bei der Versicherung einreichen!
Beleuchtungsanlage prüfen lassen
Um in der dunklen Jahreszeit den Durchblick auf der Straße zu behalten, sollte die Lichtanlage regelmäßig überprüft werden. Bereits für wenig Geld kann mit einem Check-Up Verkehrssicherheit gewährleistet werden.