Hermann und die Schlacht im Teutoburger Wald – Wie aus der Geschichte ein Mythos wurde

In der Dauerausstellung Mythos Varusschlacht im Lippischen Landesmuseum Detmold wird anschaulich gezeigt, wie aus dem historischen Ereignis der Varusschlacht innerhalb von 500 Jahren ein wandelbarer Mythos wurde.

Weit sichtbar, auf der 386 m hohen Grotenburg bei Detmold, steht das Hermannsdenkmal. Es ist ein beliebtes Ausflugsziel und mittlerweile touristisches Aushängeschild für eine ganze Region, das Land des Hermann.
Hermannsdenkmal? Müsste es nicht eigentlich Arminiusdenkmal heißen? Der Mann an den es erinnert war Arminius, ein Fürst der Cherusker. Im Jahre 9 n. Chr. wurde Arminius zum Anführer eines Stämmebundes, der den Römern in der Schlacht im Teutoburger Wald, der Varusschlacht, mit der Vernichtung von drei Legionen eine ihrer verheerendsten Niederlagen beibrachte. Mit wem hatten es die Römer zu tun? Waren das friedliebende Bauern oder barbarische Krieger? Oft werden sie als kraftstrotzende, kriegerische, in Tierfelle bekleidete Hünen dargestellt.
Ein Bild, dass von antiken Quellen geprägt wurde, allen voran von Tacitus mit seinem Werk „Germania“. Tacitus war ein bedeutender römischer Historiker und Senator, dessen Darstellungen sich allerdings nur auf mündliche Berichte und Senatsakten stützten.
Wie wurde aus Arminius Hermann? Und wie kam es, dass aus dem historischen Ereignis der Varusschlacht in den vergangenen 500 Jahren ein Mythos wurde?
Es begann im frühen 16. Jahrhundert, mit der Wiederentdeckung der Werke des Tacitus. Am Anfang steht die Vereinnahmung des Arminius in der Reformationszeit. Zu „Hermann“ eingedeutscht entwickelte er sich zur Symbolfigur des Kampfes gegen den römischen Katholizismus.
Die Varusschlacht und dessen siegreicher Feldherr dienten als historisches Leitbild bei der Suche nach nationaler Identität. Entsprechend der politischen Lage nach der gescheiterten Revolution 1848 und Reichseinigung von 1870/71 veränderte sich die Intention und betonte eine kriegerische Traditionslinie, welche die Varusschlacht, die Befreiungskriege und den deutsch-französischen Krieg von 1870/71 in eine historische Kontinuität setzte. Im 19. Jahrhundert entstanden zahlreiche nationale Denkmäler, allen voran das 1875 eingeweihte Hermannsdenkmal auf der Grotenburg bei Detmold. Im aufkommenden Nationalismus des 19. Jahrhunderts wird Hermann als „Einiger und Befreier“ und Sinnbild der deutschen Einheit verstanden.
In der Dauerausstellung Mythos Varusschlacht im Lippischen Landesmuseum Detmold wird Arminius/Hermann im Spannungsfeld von einem Nationalhelden bis zu einer Werbeikone beleuchtet. Anhand zahlreicher Objekte und der Baugeschichte des Hermannsdenkmals, wird anschaulich gezeigt, wie aus dem historischen Ereignis innerhalb von 500 Jahren ein wandelbarer Mythos wurde.

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