Kreisgesundheitsamt Paderborn impft obdachlose Menschen im Kreisgebiet –
Kreis Paderborn. Als Tom (Name geändert) seinen Ärmel hochkrempelt, wird ein tätowiertes Herz sichtbar. „Da bitte nicht hinein“, sagt er. Uwe Litwiakow, Leiter des Paderborner Kreisgesundheitsamtes lacht und setzt die Spritze ein Stück höher an: „Geschafft, jetzt können Sie sich stärken“. Auf Tom und alle anderen, die sich in den Räumen des Katholischen Vereins für soziale Dienste in Paderborn (SKM) impfen lassen, warten als Dankeschön frisch belegte Brötchen und Obst. Der Kaffee ist auch schon fertig. Für Tom ist so ein gedeckter Tisch ungewohnt. Fast schon Luxus pur. Er ist obdachlos. So wie meisten an diesem Morgen. „Und jemand, der da angelangt ist, kommt nicht unbedingt auf die Idee, in eine Arztpraxis zu gehen und sich impfen zu lassen“, bekräftigt Litwiakow.
Dabei stellen gerade für diese Menschen Erkrankungen wie Masern, Mumps und Röteln oder auch die fehlenden Tetanusimpfung eine besondere Bedrohung dar, da sie in der Regel auf der Straße oder in ärmlichen Wohnverhältnissen leben. Landrat Manfred Müller hatte deshalb die Idee, in den Anlaufstellen für Menschen in besonders schwierigen sozialen Notlagen eine kostenlose Impfaktion des Kreisgesundheitsamtes anzubieten. Auftakt war beim SKM in Paderborn. Der stellvertretende Landrat des Kreises Paderborn, Vinzenz Heggen, war dabei, als Litwiakow und Dr. Constanze Kuhnert, Leiterin des Sozialpsychiatrischen Dienstes des Kreises Paderborn, mit ihrem Team den Aufenthaltsraum kurzerhand in eine Außenstelle des Kreisgesundheitsamtes umfunktionierten. Litwiakow erläuterte zunächst, warum Impfen so wichtig ist. Beispiel Masern: Der Erreger kann sich im Gehirn festsetzen, es Jahre später zerstören. Mütter müssen dann erleben, wie Kinder zu Pflegefällen werden. Der Tod ist unaufhaltsam. Kein Arzt kann helfen. Bei Erwachsenen kann es zu schweren Verläufen kommen, genau wie bei der Viruserkrankung Mumps. Gefährlich ist auch eine fehlende Tetanusimpfung: Das Bakterium lauert in der Erde. Kleinste verschmutzte Wunden können sich infizieren und zum so genannten Wundstarrkrampf führen. Unbehandelt ist die Erkrankung tödlich.