Lubin. Die Rückrunde der EHF European League Gruppenphase startete für die HSG im polnischen Lubin. Gegen KGHM MKS Zaglebie Lubin und euphorische Fans konnte sich die Heimmannschaft den 29:27 (15:13) Sieg holen. Bei der Niederlage traf Ona Vegué neunmal für die Blombergerinnen.
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Duell auf Augenhöhe
Dass die Mannschaft von Trainerin Bozena Karkut mit den EHF-Debütantinnen und der Niederlage in letzter Sekunde vor zwei Wochen noch eine Rechnung offen hatte, konnten sich die Fans der HSG bereits vor dem Anpfiff vorstellen. Dabei wollten die Blombergerinnen die Heimsiegesserie der Polinnen, welche seit Oktober besteht, unterbrechen. Dafür setzte Steffen Birkner auf Judith Tietjen, Lisa Frey, Maxi Mühlner, Nieke Kühne, Laura Rüffieux, Ona Vegué und Melanie Veith. Mit drei Rechtshänderinnen im Rückraum sollte die HSG das Angriffsspiel bestreiten, da neben Díana Dögg Magnúsdóttir und Marie Michalczik auch Laetitia Quist den Nelkenstädterinnen fehlte. Ihre 22 Tore musste die HSG nun im Angriff kompensieren. Doch bevor es in diesen ging, kassierte Veith das erste Tor von der Außenposition. Auch die HSG spielte Vegué frei, die zum ersten Mal für die Gäste in der Partie traf. Gleich vier Tore in zwei Minuten sahen die Fans in der Hala Widowiskowo Sportowa RCS, als auch die Blombergerinnen aus dem Rückraum erfolgreich waren. Im Zusammenspiel von Hoberg und Mühlner sicherte sich der Bundesligist den ersten Strafwurf der Partie, den Vegué sicher gegen Monika Maliczkiewicz versenkte. Über aufmerksame Defensivaktionen und etwas Glück überzeugte Vegué aus kleinem Winkel von außen und netzte spektakulär in die obere Ecke ein. Damit stellte die Spanierin auf das 4:2 für die HSG, welches Nieke Kühne auf das 5:2 aufstocken konnte. Nach mehr als drei torlosen Minuten kämpfte sich auch Lubin wieder in Richtung des Tores und verkürzte den Abstand zu den Gästen aus Blomberg. Torhüterin Barbara Zima hatte sogar den Anschlusstreffer nach der Unterzahl der HSG zum 6:7 auf der Hand, doch ihr Wurf in Richtung des leeren Tores landete nur auf dem Tornetz. Hoberg nutzte die kurzzeitige Verwirrung in der polnischen Abwehr aus und hielt die Gastgeberinnen damit weiter auf Distanz. Die Ballverluste in der HSG-Offensive vermehrten sich und Lubin schaffte mit dem Siebenmetertreffer von Aneta Promis den Ausgleich. Steffen Birkner zog nach dem Führungstreffer der Gastgeberinnen seine erste Auszeit und forderte mehr Dynamik und Körpersprache vom Tabellendritten der Handball Bundesliga Frauen. In einer konzentrierten Abwehrsequenz eroberte Kühne mit dem Block den Ball, Vegué nahm ihn auf, doch spielte ihn dann ins Aus. Die Halle wurde lauter und Lubin stellte auf 11:9 und ging damit das erste Mal mit zwei Toren in Front. Kühne war es, die den Torrausch von Promis und Co. stoppte, doch auf der Gegenseite stemmte sich Lubin immer wieder gegen die Blomberger-Defensive und stellte den Abstand von zwei Toren wieder her. Nach Vegués Fehlwurf gegen Maliczkiewicz konnte MKS sogar auf drei Tore davonziehen. Die stabil stehende Abwehr stoppte den Positionsangriff der HSG immer wieder, doch im Ballgewinn sah Andrea Jacobsen Amber Verbraeken, die ihr erstes Tor erzielte und die Aufholjagd startete. Immer wieder stand den Blombergerinnen Maliczkiewicz im Weg, die auch Vegués Gegenstoß parierte und ihre Mannschaft in den Angriff schickte. Diesen konnte Ludwig mit ihrer Parade stoppen. In der Defensive nahm Lubin Kühne aus dem Spiel, aber Verbraeken sicherte die erste Überzahl, sodass die beste Torschützin der Blombergerinnen in der EHF wieder in das Spiel integriert werden konnte. Sie spielte auf die mit Schwung kommende Jacobsen, welche den Anschluss beim 13:12 erzielte. Trotz Schwierigkeiten im Positionsangriff war es Nieke Kühne, die mit dem Freiwurf von fast elf Metern den erneuten Anschlusstreffer einnetzte. In die Kabinen ging es mit der 15:13-Halbzeitführung für KGHM MKS Zaglebie Lubin, die jedoch Sekunden vor der Sirene die zweite Zeitstrafe für Goundouba Guirassy hinnehmen mussten.
Verletzungsschock und gescheiterte Aufholjagd
Zur zweiten Halbzeit des ersten Rückspiels in der Gruppenphase schickte Steffen Birkner Laura Rüffieux in die Offensive sowie Alexia Hauf auf die Außenposition. Dazu nahm Andrea Jacobsen die Position auf der Mitte ein. In der Überzahl durchbrach Kühne die Abwehr und zog mit dem Wackler zu ihrem ersten Treffer den zweiten 30 Minuten. Vorne blieb Lubin weiterhin konsequent in ihrer Trefferquote und machte den Anschlusstreffer der HSG zunichte. Doch Verbraeken traf ganz genau in das Tor von Maliczkiewicz. Jakubowska fand in den letzten Sekunden der Unterzahl ihre Lücke aus dem Rückraum und konterte den Anschluss der HSG erneut. Die technischen Fehler im Angriff brachen den bisher ungeschlagenen Debütantinnen aus OWL immer wieder das Genick. Und dann lagen Freund und Leid ganz nah beieinander: Nach der Parade von Ludwig sprintete Verbraeken in den Gegenstoß, traf zum 17:16 und blieb dann auf dem Hallenboden liegen. Dem schweren Schlag trotzend parierte Ludwig den nächsten Wurf, schickte Hauf auf die Reise, die über den ersehnten Ausgleich jubelte. Ein unvorbereiteter Abschluss und die Kaltschnäuzigkeit von Lubin brachten die Hausherrinnen wieder mit zwei Toren in Führung, worauf Birkner mit seiner zweiten Auszeit der Partie reagierte. Den Blombergerinnen blieben zwanzig Minuten für die mögliche Aufholjagd in Polen, welche Rüffieux mit dem Nachwurf startete. Die letztjährigen Teilnehmerinnen in der Champions League blieben jedoch die Ruhe selbst und nutzten ihre Torchancen besser aus als die HSG. Damit zogen sie wie in der ersten Hälfte erneut auf drei Tore weg. Mit einem 2:0-Lauf robbten sich die Gäste aus der Nelkenstadt wieder an Lubin heran, als erst Hauf, dann Rüffieux sicher einnetzten. Bevor es überhaupt die Möglichkeit des Ausgleichs gab, mussten Kühne und Hauf beide auf die Bank. In doppelter Unterzahl setzte sich Lubin erneut mit zwei Toren ab. Johanna Drabik schaffte zwölf Minuten vor Abpfiff die erste Führung mit vier Toren für die Gastgeberinnen, während die HSG zu oft am Pfosten oder an der schnellen Abwehr scheiterte. Mit sieben Feldspielerinnen fand Jacobsen zwar den Raum, doch Freys Pass fand die Isländerin nicht. Den Mut der HSG und das Erspielen von Chancen im 7-gegen-6 nutzte das Team von Steffen Birkner nicht und musste die Tore von Lubin schlucken. Kühne tippte den Ball in der Defensive heraus und warf ihn selbst zum 22:26 ins Tor. Trotz des Rückstands gab sich das dezimierte Team aus Blomberg nicht auf und kämpfte sich wenige Minuten vor dem Schlusspfiff auf drei Tore heran, doch ihnen lief die Zeit davon. Lubin spielte den Angriff lange heraus und traf zur Vorentscheidung beim 29:24. Vegué konterte nochmal mit ihrem Treffer vom Siebenmeterstrich, aber die Ballgewinne in der Abwehr wurden von den Unparteiischen abgepfiffen. Mit der Niederlage im Rückspiel gegen Lubin endet die Siegesserie der HSG, die zudem durch Verbraekens Verletzung den nächsten Schock hinnehmen muss.
Aufstellungen:
KGHM MKS Zaglebie Lubin: Zima, Maliczkiewicz; Jakubowska (7), Promis (6), Pankowska, Cavo, Oliveira Fernandes, Guirassy, Grzyb (1), Janas, Przywara, Gorna, Drabik (2), Weber (3), Kochaniak-Sala (5), Machado Matielli (5)
HSG Blomberg-Lippe: Ludwig, Veith; Rüffieux (2), Jacobsen (1), Verbraeken (3), Frey (1), Kühne (8), Hoberg (1), Vegué (9), Jaron, Mühlner, Tietjen, Hauf (2)