HalleWestfalen. Zweifelsohne hatte der gastgebende Teamchef Thorsten Liebich vor der Partie zwischen dem GERRY WEBER-Team BW Halle und dem Kölner THC Stadion Rot-Weiss so seine personellen Probleme. Denn an diesem sonntäglichen 4. Spieltag in der 1. Tennis-Point Bundesliga stand sein eingeplantes Spitzenpersonal wie der Niederländer Robin Haase, dessen Landsmann Thiemo de Bakker oder der Italiener Simone Bolelli auf Grund von Turniererfolgen nicht zur Verfügung. Doch dieser Umstand machte sich letztlich vor der Saisonrekordkulisse von 2.900 Zuschauern nicht bemerkbar. „Damit haben und konnten wir nicht gerechnet“, sagte ein äußerst zufriedener Liebich nach den vier Einzeln, „denn auch von den Weltranglistenplätzen her waren wir schlechter. Wir haben heute eine gesamt gesehene sehr gute Mannschaftsleistung gebracht.“
In der Tat präsentierten sich die vier nominierten Haller Einzelspieler Jan-Lennard Struff (ATP 53), Tim Pütz (ATP 299), Jeremy Jahn (ATP 351) und der nach seiner einjährigen Verletzungspause erstmal wieder aufgebotene 24-jährige Russe Aslan Karatsev (ATP 517) vom ersten Ballwechsel an in einer glänzenden Spiellause. Sie gewann jeweils ihre Matches, so dass nach dem 4:0-Zwischenresultat am Ende ein glatter und ungefährdeter 6:0-Gesamtsieg für den Deutsche Mannschaftsmeister heraus kam. „Wir haben uns schon mehr ausgerechnet“, so Köln Teamchef Ralph Grambow, „die Haller waren aber einfach besser. Wir haben mal wieder nicht gegen sie gewonnen.“ Außer einem 3:3 im Kölner-Aufstiegsjahr 2015, gab es in der Folge zweimal eine 1:5 Niederlage und in der heutigen vierten Begegnung gab es noch nicht einmal einen einzigen Punktgewinn.
In der ersten Einzelrunde trafen Jeremy Jahn und Dustin Brown sowie Aslan Karatsev und Jan Choinski aufeinander und spielerisch war es durchweg eine Angelegenheit zu Gunsten der Ostwestfalen. An Position vier hatte der aus Moskau stammende Karatsev keine Probleme mit seinem Gegenüber Jan Choinski (ATP 271) und in einer von der Grundlinie aus bestimmten Matchführung bedeutete sein 6:4, 6:4-Erfolg die Führung. Parallel dazu trat Jeremy Jahn gegen Dustin Brown (ATP 229) an und diese Partie zog den Großteil der Zuschauer an. Ein jeder wollte nämlich das >Entertaining<-Tennis des Deutsch-Jamaikaners sehen. Es war auch durchaus eine sehenswerte Begegnung, was aber wiederum nicht an Brown sondern an der 28-Jährigen Haller Nummer drei lag.
Da auch Jahn keine Handgelenksprobleme mehr hatte, war sein Tennisspiel ein komplettes Gesamtpaket. Starker Service, schnelle Schläge von der Grundlinie aus und pfeilschnell auf den Beinen war genau die Spielweise die seinem Kontrahenten nicht gefiel. Auch dessen Stoppbälle waren kein Mittel, den Spielrhythmus des gebürtigen Münchener zu stoppen, der mit einem 6:3, 3:6, 10:4-Sieg den zweiten Punkt einfahren konnte. Großer Applaus war dem Haller sicher, denn in seiner solch guten Verfassung haben ihn die wenigsten bis dato erlebt.
„Ich habe mich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen und bin auch sehr dankbar für die Unterstützung der Zuschauer. Vor einer solchen Kulisse habe ich in der Bundesliga noch nie gespielt. Das tat einfach gut“, so der strahlende Sieger, der sich mit dieser Leistung zweifelsohne einen sicheren Platz im Aufgebot erspielt haben dürfte. Mit diesem Resultat im Rücken konnte der fünffache Deutsche Meister entsprechend beruhigt in die zweite Einzelrunde gehen. Allerdings hatte sich Ralph Grambow nun einen Sieg seiner Nummer eins ausgerechnet hat, der möglicherweise eine Ergebniswende herbei führen könnte: „Ich glaube das Benoit gegen Struff im Vorteil ist.“ Dass letztlich auch diese vage Hoffnung auf seinen Einzelsieg des ehemaligen französischen Weltranglisten-18. Paire nichts wurde, lag an dem deutschen Davis-Cup-Spieler.
„Es ist schwer gegen ihn ins Spiel zu kommen“, sagte Struff nach seinem dann doch recht deutlichen 6:3, 6:4-Erfolg, „denn er spielt so unorthodox, so dass man nie weiß, was kommt. Ich habe mich aber nur auf mein Spiel konzentriert und das war letztlich auch richtig.“ Vor allem hatte der 28-jährige Deutsche den fast Zwei-Meter-Mann mit einigen unglaublichen Return so ausgespielt, dass ihm irgendwie auch die Lust auf Mätzchen des dafür bekannten Franzosen ausgegangen war.
Fast zeitgleich ging auch das Duell von Pütz gegen Oscar Otte an Position zwei zu Ende und über den Ausgang dieser Auseinandersetzung gab es vom ersten Ballwechsel an keinen Zweifel: Der 6:0, 7:5-Sieg bedeutete zugleich für das GERRY WEBER-Team BW-Halle der zweite Heimerfolg und hat sich somit als Titelverteidiger wieder in den Kampf um die Meisterschaft eingemischt hat. Die Ostwestfalen liegen nun mit 5:3 Punkten auf dem vierten Rang hinter dem ungeschlagenen Tabellenführer Grün-Weiss Mannheim (7:1 Punkte), Allpresan Rochusclub Düsseldorf und Blau-Weiß Krefeld mit je 6:2 Punkten. Am kommenden Freitag (27. Juli/Beginn 13.00 Uhr) erwarten die Ostwestfalen den Deutschen Meister des Jahres 2016, Badwerk Gladbacher HTC, die mit ebenfalls 5:3 Punkten hinter dem GERRY WEBER-team BW Halle in der Tabelle rangieren.
4. Spieltag • Sonntag • 22. August 2018 • 11.00 Uhr
GERRY WEBER-Team BW Halle – Kölner THC Stadion Rot-Weiss 6:0 (4:0)
Struff, Jan-Lennard (GER/ATP 53) – Paire, Benoit (FRA/ATP 258) 6:3, 6:4
Pütz, Tim (GER/299) – Otte, Oscar (GER/183) 6:0, 7:5
Jahn, Jeremy (GER/351) – Brown, Dustin (GER/229) 6:3, 3:6, 10:4
Karatsev, Aslan (RUS/517) – Choinski, Jan (GER/271) 6:4, 6:4
Pütz/Jahn – Paire/Mies, Andreas 6:4, 4:6, 10:7
Struff/Karatsev – Otte/Brown 3:6, 7:6(5), 10:7
Zuschauer: 2.900
ATP-Rangliste 16. Juli 2018
Übrige Resultate:
Badwerk Gladbacher HTC – Blau-Weiß Krefeld 3:3 (1:3)
Zuschauer: 1.164
TV Reutlingen – Kurhaus Lambertz Aachen 3:3 (0:0)
Zuschauer: 600
fläsh TC Weinheim – Grün-Weiss Mannheim 1:5 (0:4)
(Diese Begegnung fand auf der Anlage von TK Grün-Weiss Mannheim statt)
Zuschauer: 4.500
Ewige Liebe BW Neuss – Allpresan RochusclubDüsseldorf 1:5 (1:3)
Zuschauer: 650
Gesamtbesucher: 9.814 Zuschauer
Tabelle
Spieltage Sätze Matches Punkte
1. Grün-Weiss Mannheim 4 38:20 18:6 7:1
2. Allpresan Rochusclub Düsseldorf 4 37:19 16:8 6:2
3. Blau-Weiß Krefeld 4 35:22 15:9 6:2
4. GERRY WEBER-Team BW Halle (DM) 4 31:26 14:10 5:3
5. Badwerk Gladbacher HTC 4 29:26 14:10 5:3
6. fläsh TC Weinheim 4 29:31 12:12 5:3
7. Kölner THC Stadion Rot-Weiss 4 22:33 9:15 3:5
8. Kurhaus Lambertz Aachen 4 28:31 10:14 2:6
9. TV Reutlingen (A) 4 19:40 6:18 1:7
10. Ewige Liebe BW Neuss (A) 4 18:38 6:18 0:8
DM = Deutscher Mannschaftsmeister 2017
A = Aufsteiger
Nächster Spieltag: 5. Spieltag • Freitag • 27. Juli 2018 • 13.00 Uhr
GERRY WEBER-Team BW Halle – Badwerk Gladbacher HTC
Kurhaus Lambertz Aachen – Ewige Liebe BW Neuss
fläsh TC Weinheim – Blau-Weiß Krefeld
Grün-Weiss Mannheim – TV Reutlingen
Kölner THC Stadion Rot-Weiss – Allpresan Rochusclub Düsseldorf
Nächster Spieltag: 6. Spieltag • Sonntag • 29. Juli 2018 • 11.00 Uhr
Blau-Weiß Krefeld – GERRY WEBER-Team BW Halle
TV Reutlingen – Allpresan Rochusclub Düsseldorf
Badwerk Gladbacher HTC – Ewige Liebe BW Neuss
Kurhaus Lambertz Aachen – Grün-Weiss Mannheim
fläsh TC Weinheim – Kölner THC Stadion Rot-Weiss