Flensburg. Mit einem dezimierten Kader hat der TBV Lemgo Lippe am Samstagabend nicht für eine Überraschung sorgen können. Gegen das Starensemble der SG Flensburg-Handewitt verkauften sich die Lipper am 11. Spieltag der DAKIN Handball-Bundesliga lange teuer, unterlagen letztendlich jedoch deutlich mit 27:36 (14:17). Damit warten die Lemgoer seit 1996 weiterhin vergeblich auf einen Auswärtssieg in Flensburg.
Vor dem Spiel: Die Auswärtsfahrt musste der TBV an diesem Samstag mit weniger Personal als gewohnt antreten. Eisenach-Matchwinner Hendrik Wagner hatte unter der Woche mit einer Grippe zu kämpfen und wurde nicht rechtzeitig wieder fit. Frederik Simak, der unter der Woche nicht trainieren konnte (Grippe), biss in Flensburg auf die Zähne. Einen schönen Grund für sein Fehlen hatte hingegen Jan Brosch, der am Vortag zum zweiten Mal Papa geworden ist. Zudem standen Lukas Hutecek und Connar Battermann weiterhin nicht zur Verfügung. Aus dem Team HandbALL rückte Ralfs Geislers in den Kader. Zu Beginn vertraute Kehrmann Constantin Möstl, Leve Carstensen, Thomas Houtepen, Tim Suton, Niels Versteijnen, Bobby Schagen und Leos Petrovsky.
Anpfiff: Noch enger zusammenrücken und alles in die Waagschale werfen, lautete also das Motto in der mit 6.300 Fans ausverkauften GP Joule Arena. Und das gelang dem TBV zu Beginn der Begegnung beeindruckend. Houtepen, der erstmals nach seiner Verletzung von Beginn an startete, sowie Versteijnen, der an seine alte Wirkungsstätte zurückkehrte, verpassten der SG zum Start eine kalte Dusche (3:0, 4.). Erst nach fünf Minuten gelang es den Gastgebern erstmals Möstl im Tor zu überwinden (3:1, 5.). Als nach neun Minuten immer noch eine 7:3-Führung der Gäste auf der Ergebnistafel angezeigt wurde, rieben sich wohl einige SG-Fans bereits verwundert die Augen. Doch in der Folge tauten die Flensburger, trotz eisiger Temperaturen im Norden, langsam auf und stellten die TBV-Abwehr zunehmend vor Probleme. Nach einem Fehlpass im Sieben-gegen-Sechs-Spiel verkürzte Emil Jakobsen nach zwölf Minuten zum 8:7-Anschluss ins leere Lemgoer Tor. Durch einen Strahl von SG-Rückraum-Ass Lasse Möller, dessen Vertragsverlängerung bis 2028 kurz vor dem Spiel verkündet wurde, ging die SG schließlich erstmals in Führung (11:12, 21.). Im Angriff spielte der TBV weiter geduldig und auf den Punkt. Schagen verkürzte nach 25 Minuten auf 13:14. Doch der zusammengewürfelte TBV-Innenblock fand nun zu selten Lösungen gegen das temporeiche Flensburger Spiel. Daran änderte zunächst auch der Torwartwechsel von Möstl zu Urh Kastelic nur wenig. Ärgerlich: Kurz vor der Pause präsentierten sich die Hausherren eiskalt und schraubten das Ergebnis trotz ausgeglichenem Spielverlaufs auf 14:17 in die Höhe.
Lemgo agierte weiter mutig und startete mit einem Treffer von Houtepen erfolgreich in den zweiten Abschnitt (15:17, 32.). Aber das Team von SG-Trainer Nicolej Krickau, dass zuletzt das Nordderby in Kiel deutlich für sich entschieden hatte, setzte nun alles daran, schnell für klare Verhältnisse zu sorgen. Mit Erfolg! Während den angeschlagenen Lemgoern nun immer mehr Fehler unterliefen und die Kräfte nachließen, drückte der Meisterschaftsfavorit voll aufs Tempo. In der 42. Minute ließ sich Nationalmannschaftskapitän Johannes Golla, trotz starker Bedrängnis, nicht stoppen und bugsierte den Ball zur deutlichen 19:24-Führung in das Tor von Kastelic. Als dann auch noch dem bislang sicheren Siebenmeter-Schützen Samuel Zehnder zwei Fehlwürfe von der Marke unterliefen (47. & 50.), wuchs der Rückstand gnadenlos an. Kehrmann sprach seiner nie aufsteckenden Mannschaft
drei Minuten vor dem Ende in einer Auszeit trotzdem seinen Respekt aus. Am Ende blieb der TBV jedoch beim 27:36 chancenlos. Bester Werfer war mit sieben Toren Tim Suton.
Mit 14:8-Punkten rutscht der TBV in der Tabelle vorerst auf Platz 9. Am kommenden Sonntag (1.12.) treffen Suton und Co. in der Phoenix Contact-Arena auf den Tabellenzweiten, die TSV Hannover-Burgdorf. Das Team von TSV-Trainer Christian Prokop gewann am Abend gegen den amtierenden Deutschen Meister SC Magdeburg. Für die Begegnung sind derzeit nur noch wenige Stehplatzkarten erhältlich.
Die Stimme zum Spiel von Florian Kehrmann: „Meine Mannschaft hat heute, trotz aller Widrigkeiten, einen leidenschaftlichen Auftritt gezeigt. In der Anfangsphase haben wir viele Dinge taktisch sehr gut gemacht. Irgendwann war die individuelle Qualität des Gegners dann aber einfach zu groß. Trotzdem bin ich auf 50 Minuten richtig richtig stolz. Das war ein großer Kampf, in dem am Ende aber alles hätte passen müssen. Jetzt schütteln wir uns kurz, hoffen, dass alle wieder gesund werden und freuen uns auf ein hoffentlich ausverkauftes Haus gegen die Recken.“
TBV Lemgo Lippe: Möstl (1 Parade), Kastelic (6 Paraden); Theilinger, Zehnder (3), Simak (1), Schagen (2), Carstensen, Suton (7), Versteijnen (5), Houtepen (3), Faust (2), Geislers, Petrovsky (4)
SG Flensburg-Handewitt: Möller (12), Buric (2); Pytlick (8), Golla (3), Kirkelökke (3), Mensah Larsen, Gottfridsson, Jörgensen (7), Hansen, Horgen, Pedersen, Jakobsen (9), Smits, Blagotinsek, Möller (6)