Lemgo, 6. Dezember 2021. Die Zeit der Regeneration erstreckt sich diesmal über die Busfahrt nach Odense: Dort wird der TBV-Tross bereits am späten Montagnachmittag erwartet, um sich fortan gezielt auf das Duell mit dem Gruppendritten vorzubereiten. Der heißt GOG Gudme, noch ungeschlagener Tabellenführer im dänischen Handball-Oberhaus, einziger Vertreter seines Landes in der European League und zusammen mit Champions-League-Teilnehmer Aalborg das „Best of“ des nationalen Vereinshandballs. Kein leichtes Unterfangen also, das den Lippern am Dienstagabend (Anwurf 18.45 Uhr, live auf DAZN) in der bis zu 4000 Zuschauer fassenden Jyske Bank Arena bevorsteht. Das weiß natürlich auch TBV-Coach Florian Kehrmann: „Sie haben eine super ausgebildete Mannschaft mit skandinavischer Handballschule auf allen Positionen.“

Beim letztjährigen Viertelfinalisten steht derzeit noch einer der begehrtesten Rückraumspieler Europas unter Vertrag. Mathias Gidsel, der in der European League auf bislang 55 Torerfolge kommt, wurde mit Dänemark im Januar Weltmeister, holte bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio Silber und wurde zum wertvollsten Spieler des Turniers gewählt. Auch Florian Kehrmann hält große Stücke auf den hochveranlagten 22-Jährigen: „Er ist gerade im Angriff immer wieder derjenige, der die entscheidenden spielerischen Glanzpunkte setzt.“ Längst ist offiziell, dass das GOG-Eigengewächs zur neuen Spielzeit zu den Berliner Füchsen wechseln wird. Sein positionsgetreuer Erbe scheint in dem 20-jährigen Emil Madsen bereits intern gefunden. „Insgesamt haben alle Spieler diese typische skandinavische Schule mit einer wirklich sehr aggressiven 6:0-Deckung, hohem Tempospiel und guten Eins-gegen-eins-Bewegungen verinnerlicht.“ Mit dem 46:30-Kantersieg gegen das finnische Schlusslicht Riihimäki Cocks sorgten die Dänen für den höchsten und vor allem torreichsten Sieg in der bisherigen Gruppenphase.
Der siebenfache dänische Meister verfügt allerdings nicht nur über hochveranlagte Jungspunde, sondern besitzt auch viel Bundesligaerfahrung in seinen Reihen: Nach Morten Olsen und Anders Zachariassen (Reha nach Kreuzbandriss) im vergangenen Jahr verschlug es in diesem Sommer auch Torbjörn Bergerud (SG Flensburg-Handewitt) und Jerry Tollbring (Rhein-Neckar Löwen) auf die Insel Fünen. Kehrmann lobt: „Mit Bergerud und Viktor Hallgrímsson haben sie ein sehr gutes Torhütergespann.“ Und Linksaußen Tollbring ist mit 56 Treffern Toptorschütze seines Teams in der European League, das sich am vergangenen Spieltag mit Nantes die Punkte teilte. Im Hinspiel bei den Franzosen – die Partie verfolgten 5902 Zuschauer, die bisher größte Kulisse im laufenden Wettbewerb – kassierten die Dänen durch das 24:27 ihre bislang einzige Niederlage.

„Es wird für uns gerade auswärts eine sehr schwere Aufgabe“, prophezeit Kehrmann für das letzte Gruppenspiel in diesem Jahr, „aber ich glaube, wir haben auch in Nantes gezeigt, dass jedes Spiel erst einmal gespielt werden muss, als wir uns da in einen Rausch gespielt haben“. Und eins ist mal klar: Sollten die Lipper mit zwei Punkten zurückkehren, wäre ihnen der frühzeitige Einzug ins Achtelfinale endgültig nicht mehr zu nehmen. „Deswegen werden wir dort trotz der kurzen Regenerationszeit auch in dieses Spiel volle Pulle gehen und werden auch in Gudme versuchen, positiv in der European League zu überraschen.“