Lippische Unternehmen müssen mehr zahlen als 2018 –
Lippe. „In sechs von sieben lippischen Netzgebieten sind im Jahr 2019 die Stromnetzentgelte gegenüber dem Vorjahr gestiegen“, so Matthias Carl, stellvertretender Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK Lippe). „Die Blomberger Versorgungsbetriebe sind diesmal am günstigsten.“ Das ist das Ergebnis des aktuellen Vergleichs der Stromnetzentgelte. Die IHK Lippe hat dazu verschiedene Abnahmefälle von Sondervertragskunden auf Niederspannungs- bzw. Mittelspannungsebene in Lippe und benachbarten Verteilnetzgebieten betrachtet.
„Die Netzentgelte werden immer mehr zu einem wesentlichen Kostenfaktor. Sie machen in Unternehmen 20 bis 25 Prozent der Stromkosten aus“, schätzt Carl. „Unternehmen in Lippe müssen mit durchschnittlich 4,24 Cent pro Kilowattstunde auf der Mittelspannungsebene im Schnitt tiefer in die Tasche greifen als Unternehmen im Bund (4,08 Cent/kWh) oder im Land (3,70 Cent/kWh). Auf der Niederspannungsebene zahlen lippische Unternehmen im Durchschnitt mit 6,51 Cent/kWh etwas mehr als im Land (6,24 Cent/kWh), aber weniger als im Bund (7,27 Cent/kWh).
Auf der Niederspannungsebene beziehen vor allem kleinere Gewerbebetriebe ihren Strom. Hier sind die Blomberger Versorgungsbetriebe wie schon im Vorjahr trotz einer Erhöhung um 13,5 Prozent der günstigste Netzbetreiber in Lippe (im Durchschnitt der drei betrachteten Abnahmefälle). „Unternehmen zahlen hier durchschnittlich 5,87 Cent pro Kilowattstunde (kWh), beim teuersten Netzbetreiber dagegen 1,73 Cent/kWh mehr“, vergleicht Carl.
Viele größere Betriebe beziehen Strom auf der Mittelspannungsebene. Auch hier verlangten die Blomberger Versorgungsbetriebe in diesem Jahr mit 3,95 Cent/kWh (minus 15,5 Prozent) die geringsten Netzentgelte, dicht gefolgt von den Netzgebieten Detmold und Bad Salzuflen, so Carl. „Im Netzgebiet von Westfalen Weser Netz GmbH müssen die Unternehmen im Schnitt der vier Abnahmefälle mit 4,60 Cent/kWh am meisten zahlen.“
Im Vergleich mit den umliegenden Netzgebieten stellen die Stadtwerke Rinteln auf der Niederspannungsebene mit 5,47 Cent/kWh das untere Ende und die Stadtwerke Hameln mit 8,30 Cent/kWh das obere Ende der Preisskala dar. Eine ähnliche Spreizung zeigt sich auch auf der Mittelspannungsebene: Der Stromtransport kostet in Lippstadt mit 2,33 Cent/kWh fast die Hälfte wie im teuersten lippischen Netzgebiet.
Die Netzentgelte für Strom beinhalten i.d.R. neben dem Arbeits- und Leistungspreis für die Netznutzung auch Kosten für Messstellenbetrieb, Messung und Abrechnung. Hinzu kommen die vorgelagerten Kosten für das Übertragungsnetz. Die Netzbetreiber Tennet und Amprion, die die Übertragungsnetze in NRW betreiben, haben ihre Netzentgelte gegenüber 2018 leicht gesenkt. Die Preisschere zwischen Amprion und Tennet geht trotz der schrittweise erfolgenden bundesweiten Angleichung der Entgelte der Übertragungsnetzbetreiber weiter auseinander: Im Netz von Amprion zahlen die Unternehmen im Schnitt 75 Prozent weniger als im Netz von Tennet. Das wirkt sich nachteilig für die lippischen Unternehmen aus.
Die Netznutzungsentgelte können von den Netzbetreibern nicht frei festgelegt werden. Sie werden in einem komplexen Verfahren durch die Bundesnetzagentur genehmigt. Die Höhe der Netzentgelte ist ortsgebunden und hängt von vielen Faktoren wie Anschlussdichte, Erneuerungsbedarf des Stromnetzes, Versorgungsqualität und Effizienz des Netzbetreibers ab.
Dem Vergleich der IHK Lippe liegen die Durchschnittswerte für vier Verbrauchsfälle auf Mittelspannungsebene und für drei Abnahmefälle auf Niederspannungsebene zugrunde, die der Verband der Energieabnehmer (VEA) in einer aktuellen Erhebung ermittelt hat. Die einzelnen Verbrauchsfälle unterscheiden sich in der Leistung, Strommenge und Benutzungsstunden. Mittelspannungsnetze werden üblicherweise mit elektrischen Spannungen von 10 bis 30 Kilovolt und Niederspannungsnetze bei 250 bis 1000 Volt betrieben.