Lemgo. Die Ausgangslage hätte kaum schwieriger sein können: Die Waldbesitzer sind nach wie vor mit der Aufarbeitung von Borkenkäfer-Schadholz und mit der Aufforstung beschäftigt, extrem nasse Böden behinderten die Holzernte und der Holzmarkt ist noch immer von den Folgen der Corona-Pandemie beeinträchtigt; nun kamen noch die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine hinzu. Dennoch haben es die Waldbesitzer in und um Lippe wieder geschafft, eine eigenständige Wertholzsubmission auszurichten. Die Forstabteilung des Landesverbandes Lippe organisierte die Submission, die überraschend gut gelaufen ist und mit Rekordergebnissen abgeschlossen werden konnte. Anbieter wie Käufer sind äußerst zufrieden.
„Wir haben die Wertholzsubmission am 8. April 2022 in der Forstverwaltung in Bad Meinberg durchgeführt, 18 Bieter haben insgesamt 1.155 Gebote für 969 Festmeter Eichenwert- bzw. Eichenstarkholz abgegeben, und das Gesamtergebnis beträgt rund 765.00 Euro“, berichtet Hans-Ulrich Braun, Leiter der Forstabteilung. 2021 wurden rund 700 Festmeter Holz angeboten, der Gesamterlös betrug rund 395.000 Euro. „Wir konnten somit in der diesjährigen Submission 270 Festmeter mehr anbieten, und 370.000 Euro Mehrerlöse erzielen“, freut sich Braun.
„Kein Stamm geht nach Asien“
Die Wertholzsubmission war die letzte im norddeutschen Raum in diesem Jahr, der Landesverband hatte zusätzliche Anbieter gewinnen können: „Wie schon letztes Jahr war das Forstamt Matthias Graf von Westphalen (Fürstenberg) vertreten, die von uns betreuten Waldbesitzer und erstmalig auch die Stadt Warstein. Sie alle sind mit den Erlösen sehr zufrieden: Der durchschnittliche Preis für einen Einzelstamm betrug 1.043 Euro, der durchschnittliche Preis für ein Los 793 Euro, das ist mit Blick auf die aktuelle Lage am Holzmarkt ausgezeichnet.“ Den höchsten Preis für ein Einzellos erreichte eine Eiche aus dem Forstamt Matthias Graf von Westphalen: Der Stamm kam auf 2,38 Festmeter und erzielte 3.556 Euro, somit also 1.494 Euro pro Festmeter. Das Höchstgebot für ein Sammellos entfiel auf ein Angebot des Landesverbandes aus dem Revier Belle: Es betrug 1.131 Euro pro Festmeter. Das Holz wurde durchweg von heimischen, Holz verarbeitenden Betrieben erworben, kein einziger Stamm geht nach Asien.
Aus Sicht von Braun lassen die Submissionsergebnisse zwei Schlussfolgerungen zu: „Zum einen ist Eiche nach wie vor das Trendholz schlechthin. Zum anderen geht die heimische Industrie offensichtlich trotz aller Schwierigkeiten mit einer großen Portion Optimismus ins neue Wirtschaftsjahr.“
Auch der Landesverband Lippe kann sich über die Erlöse für das von ihm angebotene Eichenholz mehr als freuen: „Wir haben gegenüber dem Vorjahr einen Mehrerlös von rund 215.000 Euro erzielt. Das ist mit Blick auf unsere aktuelle Haushaltslage natürlich sehr erfreulich – und ich denke, es ist auch ein schönes Abschiedsgeschenk für Hans-Ulrich Braun, der Mitte des Jahres in den verdienten Ruhestand geht. Die diesjährige war seine letzte Wertholzsubmission“, betont Landesverbandsvorsteher Jörg Düning-Gast. Die Einnahmen werden genutzt, um die restlichen Borkenkäfer-Areale aufzuarbeiten und die entstandenen Kahlflächen standortgerecht wieder aufzuforsten: „Wir schaffen heute mit unseren Anpflanzungen die Grundlage für die lippischen Wälder von morgen – damit auch unsere Kinder, Enkel und Urenkel eine grüne, waldreiche Landschaft direkt vor ihrer Haustür vorfinden und nutzen können“, ist Düning-Gast überzeugt.
Hintergrundinformation:
Submissionen sind eine für Werthölzer gängige Form des Verkaufs gegen Höchstgebot, bei der Gebote schriftlich abgegeben werden. Qualitativ hochwertige Stämme werden dabei in Einzellosen angeboten; qualitativ nicht so hochwertige Stämme werden häufig in Sammellosen zusammengefasst.