Ausstellung zeigt Schicksale sexualisierter Gewalt

Haben die Ausstellung in Lemgo möglich gemacht: (von links) Nicole Krüger (Gleichstellungbeauftragte Kreis Lippe), Christiane Osterhage (Gleichstellungsbeauftragte Stadt Lemgo), Khabat Sharaf (Hillgraf GmbH, Detmold), Solveig Kloß (Frauenberatungsstelle Alraune e.V.), Jörn Bollhöfer (digital.interkommunal), Laura Marx (Hillgraf GmbH, Detmold) und Günther Kuhlemann (Dr. Ritter-Stiftung).

Lemgo. Die meisten Opfer sexualisierter Gewalt sind Frauen. Dass sie aber abgesehen von ihrem Geschlecht ganz verschieden sind, aus allen Alters- und gesellschaftlichen Schichten stammen, zeigt eine Wanderausstellung, die vom 1. bis zum 14. Juni in der Lemgoer Innenstadt zu sehen ist. Die Ausstellung räumt auch mit falschen Ideen auf, denn, wie der Titel der Ausstellung schon andeutet, „Was ich anhatte…“ spielt bei den Übergriffen überhaupt keine Rolle.
Die Ausstellung zeigt Kleidungsstücke, die Opfer sexualisierter Gewalt zum Zeitpunkt der Tat getragen haben. Kuratorin Beatrix Wilmes hat so die Schicksale von zwölf Frauen zusammengetragen. Die jüngste Teilnehmerin war sechs Jahre alt, die älteste über 80. „An jedem Kleiderbügel der Ausstellung hängt ein ganzes Frauenschicksal“, fasst Christiane Osterhage, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Lemgo, die bedrückenden Impressionen zusammen.

Jede siebte Frau erfährt in ihrem Leben sexualisierte Gewalt

Es ist das erste Mal, dass die Wanderausstellung Station in Lippe macht. Christiane Osterhage und Nicole Krüger, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises, haben dafür gesorgt, dass sie vom 1. bis zum 14. Juni in den Schaufenstern des Büros digital.interkommunal zu sehen ist. Unterstützt werden sie dabei von der Dr.-Ritter-Stiftung, die sich für Kriminalprävention und die Unterstützung von Gewaltopfern einsetzt, und von der Hillgraf GmbH aus Detmold.
Die Ausstellung zeigt ausschließlich Frauenkleidung, denn die meisten Opfer sexualisierter Gewalt sind Frauen. „Jede siebte Frau in unserer Gesellschaft erfährt in ihrem Leben sexualisierte Gewalt. Nimmt man körperliche Gewalt noch dazu, ist es sogar jede dritte“, ordnet Nicole Krüger die Zahlen ein. „Und das zieht sich durch alle Altersstufen und alle sozialen Schichten. Die Ausstellung macht auf einfache und eindrückliche Art begreiflich, dass das Thema alle betreffen kann. Häufig wird erschwerend durch eine Täter-Opfer-Umkehr die Schuld für die Tat den Opfern gegeben, obwohl ihre Kleidung nichts damit zu tun hat. Auch darauf weist die Ausstellung hin.“
Das Thema der sexualisierten Gewalt ist noch von weiteren Irrglauben umgeben. Solveig Kloß von der Frauenberatungsstelle Alraune weiß, wie viel Überwindung es die Opfer kostet, sich Hilfe zu suchen: „Wir sehen ganz häufig, wie schambesetzt das Thema immer noch ist und welch langen Weg die Frauen nehmen müssen, bis sie bei uns ankommen. Es gibt noch viele Mythen rund um sexualisierte Gewalt. Dass die Täter Unbekannte sind, die nachts in dunklen Ecken lauern, ist nur eines davon. Tatsächlich stammt ein Großteil der Täter aus dem näheren Umfeld der Opfer. Und es geht ihnen in den meisten Fällen vor allem darum, Gewalt auszuüben. Das Motiv ist in der Regel Macht, die wenigsten sind Triebtäter.“
Die Ausstellung verweist auch auf die zahlreichen Hilfsangebote in Lippe, die es neben den Gleichstellungsstellen und der Alraune gibt. Alle Angebote sind kostenfrei und alle Anbietenden unterliegen der Schweigepflicht. In der Stadtbücherei Lemgo gibt es während der Ausstellungszeit einen Büchertisch mit hilfreichen Büchern zur Thematik. Im Eingangsbereich des Schmiedeamtshauses liegen Flyer aus, online informiert die Seite www.haeusliche-gewalt-lippe.de.
Wer die Ausstellung ansehen möchte, ist dafür nicht auf Öffnungszeiten angewiesen: Die Exponate hängen in den Fenstern von digital.interkommunal in der Mittelstraße 62/Ecke Haferstraße. Neben jedem Ausstellungsstück gibt es einen QR-Code, über den die Hintergrundgeschichte aufgerufen werden kann. Auch Informationen zu Hilfsangeboten für Betroffene und Angehörige sind verfügbar. Wer beim Anblick der Ausstellung Unterstützungsbedarf empfindet, kann sich jederzeit an die Angebote wenden.
Alle Interessierten sind zur öffentlichen Eröffnung der Ausstellung eingeladen. Sie findet am Donnerstag, den 1. Juni, um 18 Uhr vor den Räumen von digital.interkommunal (Mittelstraße 62/Ecke Haferstraße) statt. Es gibt ein kurzes Rahmenprogramm.

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