Neue Geschäftsstelle in Detmold möchte den Netzausbau verstärkt vorantreiben –
Detmold. Etwa 78 Prozent der Haushalte in Ostwestfalen-Lippe sind mit 50 Mbit pro Sekunde oder mehr an das Internet angeschlossen. Die neue Gigabit-Geschäftsstelle der Bezirksregierung Detmold treibt nun den Ausbau des hiesigen Netzes verstärkt voran. Ziel ist ein flächendeckendes Gigabitnetz bis zum Jahr 2025. Eine hohe Priorität hat dabei der Anschluss der rund 690 öffentlichen und privaten ostwestfälisch-lippischen Schulen.
Ein gigabitfähiger Internetanschluss bis zum Schulgebäude – das ist eine der Kernaufgaben der Geschäftsstelle Gigabit.NRW. Und schwierig ist sie obendrein: Denn nur etwas mehr als 40 Schulen in Ostwestfalen-Lippe nutzen bereits das Gigabit-Internet. Zwar hat knapp ein Drittel der verbleibenden Schulen schon Förderprojekte angeschoben, weitere 16 Prozent der Schulen planen, dies zu tun. Für die weitere Hälfte der heimischen Bildungseinrichtungen sind bereits Lösungen identifiziert.
Der Ansatz der neuen Geschäftsstelle: Die Mitarbeiter koordinieren Förderanträge, beraten Schulträger und begleiten Antragsteller bis zur „Ziellinie“. Mehr noch: Die Unterstützung endet nicht beim Anschluss der Schulgebäude. Pädagogische Mitarbeiter setzen sich mit den besonderen Bedürfnissen jeder einzelnen Schule auseinander. Sie arbeiten mit der Medienberatung vor Ort zusammen und kümmern sich darum, dass die technischen Eigenschaften des Breitbandnetzes zu den pädagogischen Anforderungen der Schule passen.
Bis zum Jahr 2022 sollen alle Schulen in Nordrhein-Westfalen am Breitbandnetz angeschlossen sein. So heißt es im Gigabit-Masterplan des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie. „Wir sind zuversichtlich, diesen Zeitplan gemeinsam mit den Kreisen und Kommunen einzuhalten“, sagt Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl. Das gelte auch für die Verwirklichung des Gigabitnetzes bis zum Jahr 2025. „Unsere Mitarbeiter der Geschäftsstelle bieten den antragstellenden Kommunen umfassende Informationen, gute Beratung und schnelle Entscheidungswege. Wir sind für den Netzausbau gut aufgestellt“, so die Regierungspräsidentin. Das werde sich auch bei der weiteren Erschließung der 542 heimischen Gewerbegebiete äußern (aktuelle Versorgungsquote aus Sicht der Förderung: etwa 40 Prozent).
Gutes Fördernetzwerk in Ostwestfalen-Lippe
Die Verstärkung aufseiten der Bezirksregierung trifft auf ein gutes Fördernetzwerk in Ostwestfalen-Lippe. „Das ist von großem Vorteil, um den Ausbau effektiv voran zu treiben“, sagt Jens Kronsbein, Leiter der Abteilung für Wirtschaftsförderung. In jedem Kreis in der Region gebe es bereits einen so genannten Breitbandkoordinator. Sie betreuen Projekte für knapp 200 Schulen, etwa 5.000 Unternehmen, mehr als 400 institutionelle Einrichtungen und rund 80.000 Haushalte. „Diese gut eingespielten Abläufe nutzen wir, um mehr Tempo in die Verfahren zu bekommen“, so Kronsbein.
57 Projekte liegen derzeit bei der Gigabit-Geschäftsstelle vor. 28 davon sind in der Umsetzungsphase. 212,7 Millionen Euro an Fördermitteln sind derzeit für aktuelle Projekte in der Region bewilligt worden, gespeist aus vier unterschiedlichen Förderprogrammen von Bund und Land. „Die komplexe Struktur der Förderverfahren für Antragssteller zu vereinfachen, diese Informationen an die richtigen Empfänger zu kanalisieren und somit neue Projekte zu akquirieren – darin liegt künftig unser Arbeitsschwerpunkt“, erklärt Daniel Nölkensmeier von der Gigabit-Geschäftsstelle. Besonderes Augenmerk gelte der Optimierung der Förderverfahren sowie der engmaschigen Betreuung der Antragsteller.
So könne auch auf die Besonderheiten jedes Kreises oder jeder Kommune eingegangen werden. „OWL ist sehr heterogen: In Bielefeld und Paderborn auf der einen und in den Flächenkreisen wie beispielsweise Höxter und Minden-Lübbecke auf der anderen Seite gibt es ganz unterschiedliche Aufgaben zu lösen“, beschreibt Nölkensmeier. In den Oberzentren gehe es beispielsweise vornehmlich um die Steuerung und Unterstützung des eigenwirtschaftlichen Netzausbaus. Ganz anders im „Ländlichen“: Hier müssten teils zunächst grundlegende technische Entscheidungen getroffen werden, um den Ausbau dann fast vollständig mit Fördergeld voran zu bringen.
Dass auch solche Aufgaben gelöst werden, davon ist Nölkensmeier überzeugt. „Unsere Partner vor Ort haben bereits viel Erfahrung und nutzen gute Ansätze. Hier werden wir anknüpfen und gemeinsam weiteren Schwung in die Projekte bringen.“
Ein Beispiel liefert der Kreis Höxter, der erste Kreis in Ostwestfalen-Lippe, der im Jahr 2018 mit dem Gigabitnetz-Ausbau begonnen hat. Die zehn Kommunen hatten ein Unternehmen beauftragt, die formale und organisatorische Steuerung des kreisweiten Projektes erfolgte über die Gesellschaft für Wirtschaftsförderung im Kreis Höxter mbH (GfW). „Bis Mitte 2019 werden rund 300 Kilometer Glasfaser verlegt und 94 Dörfer mit schnellem Internet bis 100 Mbit pro Sekunde erschlossen sein“, sagt Michael Stolte, Geschäftsführer der GfW. Hinzu kämen 20 Gewerbegebiete, die bis Ende 2019 mit Glasfaser versorgt seien. „Trotz der sehr komplexen Richtlinien und Vorgaben konnten wir in erstaunlich kurzer Zeit die Ausbauprojekte umsetzen. Wenn wir bis Mitte 2019 das neue Netz freischalten können, sind zunächst unsere weißen Flecken auf der Landkarte beseitigt. Wir müssen aber am Ball bleiben, um die Glasfaser auch bis in jedes Gebäude im Kreis Höxter zu bekommen“, so Michael Stolte.
Hintergrund: fünf Gigabit-Geschäftsstellen in NRW
Die Gigabit-Geschäftsstelle ist bei der Bezirksregierung Detmold im Sommer 2018 eingerichtet worden. Ihr sind derzeit neun Mitarbeiter zugeordnet. Zeitgleich haben die vier weiteren Bezirksregierungen in NRW ebenfalls solche Geschäftsstellen aufgebaut. Alle gemeinsam arbeiten daran, Förderprojekte zu initiieren, Antragsteller zu beraten und zu vernetzen, Förderverfahren zu analysieren und zu optimieren sowie Schulen zur Umsetzung einer digitalen Infrastruktur zu beraten. Die Geschäftsstelle der Bezirksregierung Detmold übernimmt darüber hinaus koordinierende Aufgaben für das Land NRW.