Bielefeld. Der Polizei Bielefeld gelang unter Federführung der Staatsanwaltschaft Bielefeld am Mittwoch, 27.04., bei einem Großeinsatz ein empfindlicher Schlag gegen die organisierte Rauschgiftkriminalität in Ostwestfalen-Lippe. Bei Durchsuchungen in Rahden, Espelkamp, Preußisch Oldendorf und Bad Salzuflen entdeckten Ermittler vier professionelle Cannabis-Indoor-Plantagen mit Zuchten, in denen insgesamt circa 4.800 Pflanzen gezüchtet wurden. Darüber hinaus wurden Bargeld, Edelmetalle und Waffen aufgefunden. Es wurden zwei Haftbefehle vollstreckt, acht weitere Personen wurden vorläufig festgenommen. Die Polizei setzte neben Ermittlern Spezialeinheiten, Spürhunde und Kräfte einer Einsatzhundertschaft ein und beteiligte das Landeskriminalamt NRW zur kriminaltechnischen Untersuchung der Plantagen.
Im Rahmen eines beim Kriminalkommissariat für Organisierte Kriminalität des Polizeipräsidiums Bielefeld geführten Ermittlungsverfahrens wegen Herstellens von und Handelns mit Betäubungsmitteln, ergaben sich Hinweise dafür, dass eine im Raum Lübbecke ansässige Gruppierung in Zusammenarbeit mit niederländischen Staatsangehörigen professionelle Cannabis-Indoor-Plantagen einrichtet und betreibt. Ein 43-jähriger Mann aus Preußisch-Oldendorf konnte identifiziert und als Haupttäter eingestuft werden.
Ermittlungen laufen seit 2021
Seit September 2021 wurden gegen diese Person und ihre bis dahin nicht bekannten Mittäter die Ermittlungen betrieben. In den Folgemonaten konnten auch die weiteren Bandenmitglieder identifiziert werden. Der Ermittlungskommission gelang es, mehrere von der Gruppe mutmaßlich betriebene Standorte von professionellen Cannabis-Plantagen festzustellen. Die Ermittlungen führten zur Anregung und zum Erlass von drei Haftbefehlen gegen die in diesem Verfahren verfolgten Haupttäter. Außerdem wurden 16 Durchsuchungsbeschlüsse erlassen.
Am 27.04. konnten zwei Haftbefehle gegen den 43-jährigen Haupttäter sowie gegen einen 41-jährigen Mann aus Rahden vollstreckt werden. Weitere fünf Männer und drei Frauen wurden vorläufig festgenommen, von denen sechs mit dem Ziel der Haftbefehlserwirkung beim Amtsgericht vorgeführt werden.
Die Maßnahmen sind noch nicht abgeschlossen, die Auswertung der aufgefundenen Beweismittel hat begonnen. Die Cannabis-Plantagen werden von der Polizei abgeräumt und die Pflanzen nach Beweissicherung der Vernichtung zugeführt. Berechnungen des LKA NRW ergaben, dass die Zucht der 4.800 Pflanzen 1,4 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr verbraucht, was einem jährlichen Stromverbrauch von 690 Zwei-Personen-Haushalten entspricht. Die 4.800 Pflanzen bedeuten laut LKA NRW einen Jahresertrag von circa 600 Kilogramm Marihuana. Durch Kühlung der Abluft in den Plantagen mittels Trinkwasser ist laut LKA NRW ein Wasserverbrauch von 60.000 Kubikmetern pro Jahr entstanden. Dies entspricht einem jährlichen Wasserverbrauch von 1.300 Personen.
Wolfgang Niewald, Leiter der Direktion Kriminalität beim Polizeipräsidium Bielefeld, hebt die gute direktions- und behördenübergreifende Zusammenarbeit hervor: „Mein Dank gilt nicht nur den Beschäftigten meiner Direktion für die engagierte Ermittlungsarbeit, sondern auch den vielen Beteiligten aus dem PP Bielefeld, der Polizei Lippe und der Polizei Minden-Lübbecke, die zum Erfolg dieses Großeinsatzes beigetragen haben. Ohne die logistische Unterstützung und den Einsatz von Spezialeinheiten und Einsatzhundertschaft wäre die professionelle Durchführung dieser umfangreichen Maßnahmen nicht möglich gewesen.“