Herford. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat den Renaissance-Brunnen auf dem Neuen Markt in Herford als Denkmal des Monats September ausgezeichnet. Die Stadt Herford hat den Brunnen, im vergangenen Jahr restaurieren lassen, um die noch vorhandene Originalsubstanz zu erhalten.
Das Brunnengehäuse aus dem Jahr 1599 hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich: 1839 wurde es von der Stadt Herford verkauft und abgebaut, es befand sich bis 1964 in Privatbesitz. Nach dem Rückkauf durch die Stadt wurde der Brunnen wieder auf dem Neuen Markt errichtet.
Der Brunnen wurde 1964 – im Zuge des Rückkaufs durch die Stadt – in einer Steinwerkstatt behandelt. „Die damals erfolgten Festigungs- und Imprägnierungsmaßnahmen haben dazu geführt, dass das Material überfestigt wurde“, erklärt LWL-Denkmalpflegerin Franziska Tretow. „Das bedeutet, dass die Oberfläche des Sandsteins heute so verdichtet ist, dass sich dahinter ein Feuchtigkeitsstau und eine erhöhte Konzentration von Salzen und Schadstoffen bildet. Als Folge werden die verdichteten Schalen abgesprengt und feine Risse entstehen. Unter der Schale ist der Stein zermürbt.“ Auf diese Weise sind bereits viele Oberflächen von der früher reichen Verzierung des Brunnenbeckens verloren.
Die Stadt Herford hat den Brunnen schon 1996 umfangreich restaurieren lassen. Durch die Überfestigung des Steins in den 1960er-Jahren sind jedoch kürzere Wartungs- und Pflegeintervalle nötig als an vergleichbaren Objekten, sodass 2018 eine erneute Restaurierung des Brunnens nötig war.
Ziel dieser Restaurierung war es, die noch vorhandene Originalsubstanz zu erhalten. Um alle Steinteile bearbeiten zu können, haben Restauratoren den Brunnen abgebaut. In der Restaurierungswerkstatt haben sie alle Teile gereinigt, Risse und Hohlstellen verfüllt, die Regenableitung verbessert und sandende Bereiche zurückhaltend gefestigt. Anschließend haben sie den Brunnen auf dem Neuen Markt wiederaufgebaut. Da die ehemalige Brunnenabdeckung aus Kupfer zu Staunässe im Brunnenbecken geführt hatte, wurde sie entfernt und durch ein Edelstahlgitter im Inneren ersetzt.
„Der Brunnen wird auch nach dieser Restaurierung ein Objekt bleiben, das kontinuierliche Wartung und Pflege erfordert. Hierbei wird in einem kurzen Intervall der Zustand des Brunnens überprüft und dokumentiert“, erklärt Tretow. „So können die Restauratoren Schäden früh erkennen und oft unmittelbar durch kleinere Maßnahmen beheben. Teure Folgemaßnahmen und weiterer Substanzverlust werden hierdurch vermieden.“
Hintergrund
Der Brunnen ruht auf einer runden Stufenanlage aus der Zeit des Wiederaufbaus durch die Stadt. Er besteht aus dem unteren Ring des Brunnenbeckens, vier Pfeilern und einer offenen Kuppel mit geschwungenen Rippen. Der Brunnen ist aus Naturwerksteinen aufgebaut. An den Steinelementen sind fein gearbeitete Verzierungen wie Profilierungen, Kugeln, Beschlagwerk, florale Motive und Masken zu sehen. Die Pfeiler sind Kopien der bauzeitlichen Pfeiler. Die originalen Pfeiler sind im Stadtmuseum Herford eingelagert, da sie bereits stark verwittert waren. Auch an anderen Teilen des Brunnens finden sich bereits ausgetauschte Steine. Als Ersatzgestein wurde Obernkirchener Sandstein verwendet. Die ursprünglichen Teile sind aus Teutoburger Sandstein hergestellt.