Es wurde eng im Restaurant Ostertor. Lemgo Marketing hatte zum Stammtisch der Gewerbetreibenden eingeladen. Die Situation mit zunehmenden Geschäftsaufgaben treibt Sorgenfalten auf die Stirn. Erkennbar an ungewöhnlich vielen Teilnehmern an diesem Abend, doppelt so vielen wie sonst. „Was wird aus der Innenstadt?
Geschäfte schließen, weitere könnten in Kürze folgen.“
Nicht erst seit der Pandemie ist der Einzelhandel stark gebeutelt. Beim Gang durch die Einkaufsstraße fällt der Blick auf leerstehende Geschäfte. Verschmutzte, trostlos wirkende Schaufensterscheiben…
Verschiedene Ideen zur Belebung wurden angedacht, auch das Thema fehlender „Weihnachtsmarkt“ kam auf den Tisch. Mit Blick auf die paar einzelnen Buden, die zuletzt in der Mittelstraße standen. Anregungen zur toten Zeit kamen auf den Tisch, punktuell auf dem Marktplatz, Waisenhausplatz oder am Ostertor etwas auf die Beine zu stellen. Mit etwas Geduld, um es langsam wachsen zu lassen. Wobei Wolfgang Jäger aus Erfahrung der letzten zwanzig Jahre berichten konnte, dass alles, was kurz nach Kläschen kommt, einfach nicht läuft. Es wurden schon verschiedene Konzepte ausprobiert, allerdings alle ohne durchschlagenden Erfolg.
Es gilt den Stadtbummel durch vielseitige Angebote zum Erlebnis machen. Kunst und Kultur könnten dazu beitragen. Niemand geht nur noch zum reinen Einkaufen in die Stadt. Aktuell kommen rund 30 Prozent weniger Menschen in vergleichbare Innenstädte als vor der Corona-Pandemie. Es gilt auch durch Wohnraum, Verwaltung und Büros, Menschen in der Innenstadt zu halten. Reine Versorgung steht im Hintergrund, die Leute sollen sich in der Stadt wohl fühlen. Das geht beim Essen los und hört bei den Toiletten auf.
Das Einkaufsverhalten hat sich gravierend verändert, Onlineshopping hat während der Pandemie noch einmal kräftig Rückenwind bekommen.
Die Geschäfte brauchen neben dem lokalen Handel auch eigene Online – Auftritte, um in der Breite sichtbarer zu werden. Versuche vor einigen Jahren, durch das stadtbezogene Portal „lemgo.city“ – mit der Möglichkeit bei gezielter Suche nach bestimmen Produkten hier in direktem Umfeld – sind gescheitert. Bei nur ein paar Handvoll teilnehmender Läden reichte das eben nicht. So etwas funktioniert nur bei großer Beteiligung der Geschäfte. Und auch nur, wenn die Geschäfte aktiv mitmachen und Angebote fleißig aussagekräftig präsentieren. Aber hier: Fehlanzeige.
Moonlight-Shopping wieder in den dunklen Abendstunden stattfinden zu lassen, soll erste Ansätze bringen, der nächste Termin findet am 1. März statt. Geschäfte werden aufgefordert, nicht zu geizen und wieder die Atmosphäre mit Kerzen und Lichtern anzufeuern. Einwohner und Besucher, die in die Stadt kommen, müssen mit dem Angebot an Geschäften und Veranstaltungen zufrieden sein.
In einer Pressemitteilung fordert die Lemgoer SPD durch den Vorsitzenden Alexander Baer einen „Runden Tisch“. Daran sollen Stadtverwaltung, Lokalpolitiker, Einzelhändler und Bürger zusammenkommen. Durch Sicht aus verschiedenen Blickwinkeln sollen effektive Lösungen dabei herauskommen. Er wirft dem Bürgermeister in der Sache zu wenig Initiative vor.