Ivanisevic/Medvedev gewinnen die Champions Trophy gegen Bahrami/Haas – Kohlschreiber/Neumann siegen gegen Leconte/Petkovic
HalleWestfalen. Dass Tennis mehr als der Kampf um den Sieg sein kann, wenn man die richtige Kombination auf den Rasen bringt – das haben Mansour Bahrami und Tommy Haas sowie Goran Ivanisevic und Andrei Medvedev in der OWL ARENA bewiesen. Mehr Unterhaltung in einem Doppel geht nicht. Wobei es streng genommen nur eine Stunde ein Doppel war, denn dann wurde es – ja, zu was eigentlich? Plötzlich standen Bahrami/Haas drei Gegnern gegenüber. „Aus Altersgründen“, wie es hieß, wechselten Ivanisevic/Medvedev den früheren Kollegen Younes El Aynaoui ein.
Doch was heißt hier Altersgründe. Mansour Bahrami, der unbestritten beste Tennisclown der Welt, zählt mittlerweile 67 Jahre! Na und?! Das hindert ihn nicht daran, mit unfassbaren 187 Kilometern pro Stunde aufzuschlagen. Und selbst jene Zuschauer der TERRA WORTMANN OPEN, die jedes Jahr zur Champions Trophy kommen, erlebten etwas, das sie noch nie gesehen hatten. Als drei gegen zwei auf dem Rasen spielten, spannten Ivanisevic und Medvedev am Netz noch Schirme auf, um die Überzahl wieder auszugleichen. Ein einmaliger Anblick.
Natürlich war es Mansour Bahrami, der die Reihe der Gags anführte. Keiner beherrscht mehr als er. Doch diesmal fand er im Wimbledonsieger von 2001, Goran Ivanisevic, einen kongenialen Partner. Der Kroate, heute Erfolgscoach von Novak Djokovic, griff ebenfalls tief in die Trickkiste. Er ließ den Schiedsrichter um dessen Schuhe fürchten und erkämpfte sich durch das Aufbinden der Schnürsenkel den wohl ungewöhnlichsten Punkt der Turniergeschichte.
Mansour Bahrami dagegen zeigte, dass er mit der Zeit geht. Er filmte seinen Einzug ins Stadion selbst mit dem Handy und versammelte seine Gegner am Netz zum Selfie. An anderer Stelle bekam er wiederum die Veränderungen im Tennis zu spüren. Einer seiner Lieblingsgags ist nicht mehr möglich. Bahrami spielt gern Schmetterbälle der Gegner zurück, während er auf einem Linienrichterstuhl sitzt. Doch diese Stühle gibt es nicht mehr. Sein suchender Blick sagte alles.
Im Match-Tie-Break gaben dann beide Doppel noch einmal alles. Vor allem Tommy Haas, Sieger der TERRA WORTMANN OPEN von 2009 und 2012 und lange Jahre Publikumsliebling. Doch selbst der Punkt per unsichtbarem Ballwechsel brachte Bahrami/Haas nicht den Sieg. Den holten nach einem wahren Spektakel Ivanisevic/Medvedev. Damit gelang dem Ukrainer diesmal, was ihm im ersten Turnierfinale 1993 gegen Henri Leconte noch verwehrt blieb. Die Party beim 30. Turniergeburtstag geht weiter!
Neumann und Kohlschreiber siegen im Mixed-Duell
Bereits am Samstag haben Anastazja Neumann und Philipp Kohlschreiber den ersten Teil der Champions Trophy gegen Andrea Petkovic und Henri Leconte in einem Mixed mit 7:5, 4:6, 10:5 gewonnen. In der OWL ARENA von HalleWestfalen stand aber der Sport nur bedingt im Mittelpunkt, denn die Zuschauer erwarteten vor allem Entertainment. Und das bekamen sie – vor allem von Henri Leconte.
Der Franzose tat das, was die Tennisfans so an ihm schätzen. Er kombinierte seine eleganten Schläge mit Witz und Slapstick. Der Premierensieger des Haller Rasenturniers von 1993 gehört so untrennbar zur Turniergeschichte wie Rekordchampion Roger Federer und Turniermaskottchen Gerry Berry. Und ernsthaft mit ihm Tennis zu spielen ist, na, sagen wir zumindest schwierig. Aber es war schließlich auch notwendig, hier mal andere Saiten aufzuziehen. Mixedpartnerin Andrea Petkovic haderte mit ihrem Aufschlag – kein Problem. Der 59-Jährige erklärte ihr, wie das geht. „Eins, zwei – ausholen, zuschlagen“. Und siehe da, es wurde besser. Die frühere deutsche Topspielerin, die ihre Karriere im 2022 beendet hat, nahm die Ratschläge lachend an. Man kann auch als Neu-Amateur noch was lernen.
Unvergesslich war der Auftritt im grünen Stadion aber vor allem für Lokalmatadorin Anastazja Neumann. Die 23-jährige Regionalligaspielerin vom TC Blau-Weiss Halle spielte „vor der größten Kulisse meiner Karriere“, wie sie sagte. Ihre Nervosität legte sie nach einigen Minuten ab, weil sie Partner Philipp Kohlschreiber souverän führte. Der Sieger der TERRA WORTMANN OPEN von 2011 ließ häufig seine alte Klasse aufblitzen. Vor allem mit seiner berühmten einhändigen Rückhand die Linie entlang. Auch Kohlschreiber ist seit 2022 im Tennisruhestand, nach mehr als 20 Jahren Profitennis.
Manchmal erhielt er jedoch trotz all seiner Erfahrung Anweisungen von Henri Leconte, ein wenig langsamer mit den Damen zu spielen. Der frühere French-Open-Finalist Leconte selbst nahm Anweisungen ungern entgegen. Wann immer ihm Petkovic mitteilte, dass dies sein Ball sein, entgegnete er, dass er das doch wisse.
Am meisten kommunizierte der Linkshänder aus Lillers mit seinen Fans im weiten Rund. Er dirigierte die Beifallsbekundungen genauso wie die Mitleidsrufe nach Fehlern. Er diskutierte über seinen Ballwurf mit den Hobbycoaches auf der Tribüne. Er fragte einfach mal nach, wie es dem einen oder anderen Zuschauer denn so geht. Und oft genug auf Deutsch, was Leconte durchaus beherrscht. Als Andenken an seinen Besuch nimmt er einen blauen Fleck auf der Wade mit, denn Anastazja Neumann erwischte ihn mit einem Ball kurz vor Schluss. Tröstende Umarmung inklusive.
Die Preise und weitere Informationen sind im Internetportal der TERRA WORTMANN OPEN nachzulesen. Der Erwerb von Eintrittskarten ist sowohl unter der Tickethotline (05201) 81 80 als auch im Internet unter www.terrawortmann-open.de und bei allen eventim-Vorverkaufsstellen möglich. Sie sind zudem als Print@Home- oder Mobile-Ticket buchbar. Das TICKET CENTER ist via Email unter karten@owl-arena.de zu erreichen und hat die Anschrift: Gausekampweg 2 in 33790 HalleWestfalen.