Rathaus wird zum Schachtempel

Die Siegerehrung. Von links: Liemes-Vorsitzender Andreas Hoffmann, GM Arkadij Naiditsch, GM Jan Gustafsson, OSG-Vorsitzender Patrick Bittner, GM Etienne Bacrot und Schiedsrichter Christian Jackl. Sergej Movsesjan war bereits auf dem Weg zum Zug.

Lemgo/Lieme. Deutschland gibt es rund 89.000 Schachspieler organisiert in rund 2400 Vereinen. Als sensationell kann man den Einzug der Schachfreunde Lieme in das Halbfinale des Deutschen Schachpokals bezeichnen. Auf den Weg dorthin warf der lippische Viertligist mit Turm Lage, SKT Oerlinghausen, KS Lemgo, SF Beelen, Hansa Dortmund, SV Ahlen, SC Wuppertal, KS Iserlohn, SK Münster, SV Sangerhausen, SK Nordhorn-Blanke, Magdeburg und Greifwalder SC insgesamt 13 Teams aus dem Pokal.

Für das Halbfinale qualifizierten sich außerdem der amtierende Deutsche Meister OSG Baden-Baden, der aktuelle Fünfte der Bundesliga SK Deizisau mit dem Lemgoer Großmeister Matthias Blübaum in seinen Reihen, und der Fünftligist aus Kirchwehye ausnahmslos gespickt mit kroatischen Großmeister und dem Ziel mittelfristig in die Bundesliga aufzusteigen.
Den Zuschlag für die Ausrichtung des „Final Four“ erhielten die Schachfreunde Lieme und das Lemgoer Rathaus wurde für zwei Tage (Samstag/Sonntag) in einen Schachtempel verwandelt. Im großen Sitzungssaal fanden sich zum Halbfinale insgesamt 12 Schachgroßmeister und vier Liemer ein. Der nationale Schiedsrichter Christan Jackl nahm die Auslosung vor und SF Lieme wurde der OSG Baden-Baden zugelost. Alle Partien wurden live im Internet übertragen sowie auch in der Eingangshalle des Rathauses, die zur Fanzone umfunktioniert wurde. Zahlreiche Zuschauer verfolgten hier auch die Analysen und Kommentare von Fidemeister Martin Forchert und hatten Gelegenheit selber eine Partie Schach zu spielen.

Sportlich gesehen hatten die Schachfreunde eigentlich nichts zu bestellen. Alles andere als ein 0:4 wäre eine Sensation gewesen. Und fast wäre es dazu gekommen, denn der französische Großmeister Etienne Bacrot (29. der Weltrangliste) entschied sich gegen den Liemer Youngster und Fidemeister Tristan Niermann für den wackligen Pfad in einem “Hochmoor” anstatt den sicheren Remishafen anzusteuern. Zeitweise stand der Franzose “bis zum Hals im Torf”, doch in Zeitnot fand Tristan nicht das sieg bringende Figurenopfer und verlor dann den Faden. Auch Arnold Essing konnte lange Zeit gegen den in Prag lebenden Großmeister Sergej Movsesian die Stellung im Gleichgewicht halten. Dieser zeigte sich nach der Partie beeindruckt und zollte dem Liemer Respekt indem er seine Spielstärke wesentlich höher als sein aktuelle Rating einstufte. Auch von der Lemgoer Innenstadt und dem Ambiente zeigte er sich beeindruckt. Auch Rene Wittke und Andre Schaffarczyk wehrten sich nach Kräften und versuchten aktiv zu spielen. Letztendlich kam es jedoch zum erwarteten 0:4.
 
Im Finale am Sonntag standen sich dann OSG Baden-Baden und der SK Deizisau gegenüber.
Matthias Blübaum erzielte im Halbfinale einen wichtigen Punkt und spielte im Endspiel am Spitzenbrett gegen Etienne Bacrot. Hier konnte sich Matthias (aktuell die Nummer 2 in Deutschland) ein Remis erspielen. Allerdings behielt die OSG Baden-Baden am Ende mit 3:1 verdient die Oberhand und wurde zum zehnten Mal deutscher Pokalsieger.

 

 

Schwerer Stand

 

 

Die Schachfreunde Lieme hatten auch im Spiel um den dritten Platz einen schweren Stand. Allerdings gelang Andy Himpenmacher ein Remis an Brett 3. Tristan Niermann, Rene Wittke und Andre Wolf boten ebenfalls ideenreiches Schach aber am Ende hieß es standesgemäß 3,5 : 0,5 für das Team aus Kirchweyhe.
 
Abgerundet wurde das Schachspektakel durch den letzten Spieltag der Schach-Regionalliga. Hier spielte SF Lieme II im Kaminzimmer des Rathauses gegen den SK Werther um den Klassenerhalt. Und dies sollte gelingen: 4 : 4 endete der spannende Vergleich. Werther dominierte an den drei Spitzenbrettern. An Brett 4 und 8 remisierten Lars Langenhop und Marvin Hueck. Die Bretter 5 bis 7 wurden durch Joachim Stork, Andreas Hoffmann und Marvin Karsunke gewonnen. Mit Platz 8 (7:11 Punkte) im Zehnerfeld wurde der Klassenerhalt knapp erreicht und rundete damit ein gelungenes Schachevent und eine erfolgreiche Saison für den gesamten Verein ab.
 
 

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