Studierende informierten sich in Lemgo über die Gesundheitsversorgung in den Ländern des Südens –
Kreis Lippe/Lemgo. Zu einem entwicklungspolitischen Seminar waren auf Einladung der Evangelischen Studierendengemeinde Detmold/Lemgo 26 Studierende und Interessierte im Januar im Gemeindehaus St. Nicolai in Lemgo zusammengekommen. Das Thema „Gesundheitssysteme und -versorgung als kritischer Faktor für Entwicklung“ ist vielen internationalen Studierenden wichtig, da sie selbst oft leidvolle Erfahrungen mit dem Gesundheitssystem in ihren Heimatländern gesammelt haben. Ein Student berichtete, dass seine Schwester gestorben sei, weil die Familie das Geld für eine Blutspende nicht bezahlen konnte, obwohl der Bruder selbst das Blut gespendet hatte.
Claudia Fuchs, die mehr als zehn Jahre in Ruanda und Kongo als Gesundheitsexpertin im Auftrag von Brot für die Welt und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit tätig war, konnte die Berichte der Studierenden bestätigen und stellte sie in einen weiteren fachlichen Rahmen. Insbesondere wurde die schlechte Medikamentenversorgung thematisiert. Oft würden Fake Medikamente auf Märkten und in Läden verkauft. Eine strenge Kontrolle des Medikamentenmarktes sei in vielen Ländern nicht vorgesehen. Dass eine solche Kontrolle notwendig und möglich ist, wussten besonders die Studierenden des Bereichs Pharmatechnik zu berichten. Claudia Fuchs bestätigte diese Sichtweise und informierte die Teilnehmer über Möglichkeiten, da sie selbst für den Aufbau und die Qualitätssicherung der Medikamentenversorgung von mehreren kirchlichen Kliniken und Krankenstationen in Bukavo im Kongo tätig war.
Wer die Schwächen eines Systems analysiert hat, der möchte gerne etwas für die Verbesserung der Verhältnisse tun. Deshalb arbeiteten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen im zweiten Teil des Seminars an Projekten, die eine Weiterentwicklung im Gesundheitssystem bringen können. Eine zentrale Frage war, wie ein Krankenkassenpflichtsystem aufgebaut werden kann. Ein System wie in Deutschland, so die Teilnehmer, sei wünschenswert, aber nicht möglich, da es zu wenig bezahlte Arbeitsplätze gebe. Aber Dorfgenossenschaften, argumentierten die internationalen Studierenden, könnten ihre Mitglieder krankenversichern und der Staat könne dies bezuschussen. „Das würde richtig was bringen. Dann müssten die Menschen auch nicht mehr sterben, weil sie kein Geld für die Behandlung im Krankenhaus haben“ kommentierte ein Student aus Kamerun. Auch die Errichtung von sauberen Toiletten in öffentlichen Gebäuden oder Gesundheitseinrichtungen sowie eine effektive Medikamentenkontrolle wurden von den Teilnehmern vorgeschlagen. Entscheidend sei, dass die Gesundheitsmaßnahmen mit den betroffenen Menschen gut kommuniziert und gut im kulturellen Kontext der Menschen vermittelt seien, pflichtete Hochschulpfarrerin Dr. Katharina Kleine Vennekate den internationalen Studierenden bei.