Lemgo. Der Kinderschutz stand im Mittelpunkt, als NRW-Familienministerin Josefine Paul vor wenigen Tagen das Jugendamt der Alten Hansestadt Lemgo besuchte. Das Lemgoer Jugendamt hat in diesem Jahr an einer Pilotphase für die Einführung eines landesweiten Qualitätsentwicklungsverfahrens für die Kinderschutzpraxis teilgenommen. Der Austausch zwischen der Ministerin, Bürgermeister Markus Baier und den hiesigen Fachleuten drehte sich um die dabei gemachten Erfahrungen.
Das Lemgoer Jugendamt war eines von 18 Jugendämtern, die in der Pilotphase ein Verfahren zur Sicherung und Weiterentwicklung von Qualitätsstandards im Kinderschutz getestet und mitentwickelt haben. Auslöser war das 2022 eingeführte Landeskinderschutzgesetz, das die regelmäßige Durchführung eines solchen Verfahrens vorschreibt. Das Lemgoer Jugendamt durchlief den Prüfprozess innerhalb von sechs Monaten.
Geschäftsbereichsleiterin
initiierte die Lemgoer Teilnahme und sah von Tag 1 an den Mehrwert in dem Prozess: „Schon über zehn Jahre haben wir ein eigenes Qualitätshandbuch, das wir regelmäßig überarbeiten und fortschreiben. Diese Standards sind es, die es uns ermöglichen, Fehlerquellen zu minimieren und unseren eigenen hohen Ansprüchen an unsere Arbeit gerecht zu werden. Durch den neuen Prozess mit einer externen Begleitung bekamen wir nun einen Blick von außen, der neue Perspektiven ermöglicht und auch Altbewährtes neu auf den Prüfstand stellt.“
Stärkung des Kinderschutzes in NRW geschaffen
Ängste spielten dabei keine Rolle: „Wir hatten zu keinem Zeitpunkt Angst, uns in die Karten gucken zu lassen. Es war jedem Mitarbeiter immer klar, dass es um unser gemeinsames Ziel geht und uns dieser Prozess dabei hilft, unsere Arbeit zukünftig noch besser zu machen“, macht die Geschäftsbereichsleiterin „Jugend und Schule“ deutlich.
Der Mehrwert für die Jugendämter war das Anliegen für diesen Kernpunkt des Landeskinderschutzgesetzes. Familienministerin Josefine Paul: „Mit dem Landeskinderschutzgesetz haben wir einen starken gesetzlichen Rahmen zur Stärkung des Kinderschutzes in NRW geschaffen. Ein wichtiger Teil ist die Qualitätsentwicklung, die es den Jugendämtern ermöglicht und sie dabei unterstützt, Prozesse zu analysieren und die Verfahrenssicherheit für die Arbeit der Jugendämter zu stärken. Über die konkrete Fallanalyse und die Analyse der örtlichen Strukturen wird es möglich, die Arbeiten der Jugendämter kontinuierlich weiterzuentwickeln. Denn diese Arbeit ist unentbehrlich für unsere Gesellschaft. Die Pilotphase hat sehr deutlich gezeigt, dass die Jugendämter ein großes Interesse daran haben, die konkreten Abläufe und Strukturen des Kinderschutzes vor Ort zu stärken. Das ist nicht zuletzt unser gemeinsames Verständnis in der Verantwortung aus den schweren Fällen sexualisierter Gewalt gegen Kinder, wie Lügde, Münster und Bergisch Gladbach. Ich bin davon überzeugt, dass das Landeskinderschutzgesetz NRW die Qualität in den Jugendämtern – gemeinsam und in Kooperation mit den Jugendämtern – noch weiter steigern wird. Mein Dank gilt dem Jugendamt Lemgo, das sich aktiv an der Pilotphase beteiligt hat. Die Ergebnisse der Pilotphase haben bei den 18 ausgewählten Jugendämtern gezeigt, welche Stärken es in der jugendamtlichen Arbeit im Kinderschutz gibt, aber sie hat auch gezeigt, vor welchen Herausforderungen Sie in den Allgemeinen Sozialen Diensten stehen.“
Neben der Pilotphase ging es in dem Gespräch auch um allgemeine Herausforderungen im Berufsalltag der Jugendämter. Dazu gehörte der Fachkräftemangel, fehlende Kapazitäten für die Unterbringung von Kindern und Jugendlichen, die aus unsicheren Lebenswelten geholt werden, und den Druck durch eine Arbeit, die nicht nur herausfordernd, sondern auch sehr belastend sein kann. Zum Abschluss ihres Besuchs trug sich die Ministerin in das Goldene Buch der Stadt ein.